13-11-2009 Quelle:Radio China International Porsche verstärkt Präsenz in China
Während viele Autohersteller das preiswerte Familienauto als das ideale Modell für China propagieren, sind es gerade auch die Anbieter von Luxuswagen, die sich das große Geschäft versprechen. Ein Beispiel hierfür ist der Sportwagenhersteller Porsche, der seit 2005 in China präsent ist. Seit Jahren verbringt Markus Angerer 70 Prozent seiner Zeit in China. Der Präsident und Geschäftsführer der Beijinger Niederlassung der Porsche Holding GmbH kennt die Marktchancen und will den Zug nicht verpassen. Schon in diesem Jahr habe jeder vierte Autokäufer Chinas einen Wagen in der Preisklasse über 30 000 US-Dollar erworben. Die Zahl der potenziellen Kunden allein in den großen chinesischen Städten treibt jedem Autohersteller Freudentränen in die Augen. Der Absatz in China würde Branchenkennern zufolge selbst ohne die staatlichen Anreize steigen. Die Aussichten für die kommenden zehn Jahre sind hier weltweit am besten. Man erwartet jährliche Wachstumsraten von mindestens zehn Prozent. Die Bedeutung für die deutschen Hersteller wächst ungebremst. Vor allem Porsche, BMW und an dritter Stelle VW profitieren von diesem Trend. Insbesondere der Markt für Premiumautos sei noch sehr aufnahmefähig. Porsche verkauft schon heute jedes zehnte Auto in China. Der hiesige Markt wird für den deutschen Sportwagenbauer nach eigenen Erwartungen schon in höchstens zwei bis drei Jahren wichtiger als der deutsche sein, obwohl Porsche erst seit vier Jahren in China präsent ist. Markus Angerer, China-Chef des Luxusautoherstellers sagt: "Wir sind seit 2005 präsent und haben seitdem insgesamt neun Firmen eröffnet. Angefangen haben wir 2005 in Hangzhou, im Automobilvertrieb, das heißt Verkaufs-Service für unsere Premium-Fahrzeuge. Wir haben dann weiter expandiert nach Beijing und in weiteren Standorten in den Provinzen Zhejiang und Jiangsu." Eigenen Angaben zufolge hat Porsche mit dem Markteinstieg in China ziemlich lange gewartet. Bereits im Jahr 2001, also vier Jahre vor der richtigen Marktpräsenz, wurde ein 250 Quadratmeter großer Schauraum im renommierten Changan-Club in Beijing eingerichtet. In jenem Jahr hatte Porsche 15 Wagen direkt nach China verkauft. In ganz Asien hatte der deutsche Sportwagenhersteller etwa 3 000 Autos abgesetzt, davon 2000 in Japan und 300 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. In den darauf folgenden Jahren hat Chinas Automobilmarkt ein schnelles Wachstum erlebt. Vor allem Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO, der schon von 2002 an die Einfuhrzölle für Autos deutlich senken und bis 2006 auf 25 Prozent reduzieren soll, beflügelt den Optimismus der meisten ausländischen Hersteller. Branchenkenner betrachten China derzeit als positivstes Thema für die Autoindustrie und einzigen Markt mit einem gesunden Aufschwung. Die Situation hat Porsche veranlasst, das Debüt seines neuen Modells Panamera in China zu veranstalten: "Der chinesische Markt ist für uns mittlerweile einer der wichtigsten Märkte überhaupt. Sie sehen, dass wir Porsche-Panamera hier präsentieren. Und das war der erste weltweite Launch, der in China stattgefunden hat. Das heißt, in China wird das neueste und beste Modell als erstes gelauncht und vorgestellt." Viele fragen sich, ob die Goldgräberstimmung im Sportwagen-Segment auf festem Boden steht. Immerhin bleibt China in vieler Hinsicht noch immer ein Entwicklungsland. Markus Angerer vertritt da eine ganz andere Ansicht: "Also in vielen Bereichen sehen wir China nicht als ein Entwicklungsland, sondern als ein sehr gut etabliertes Land. Klar gibt es hier noch große Einkommensunterschiede. Aber die Schicht von Personen, die viel Geld haben und sehr erfolgreich sind, ist groß. Und darum auch sehr, sehr wichtig für Porsche." Diese Ansicht teilt auch Wolfgang Eisl, China-Repräsentant des österreichischen Bundeslandes Salzburg: "China ist für mich kein reines Entwicklungsland mehr. China hat ja zwei Geschichten. Auf der einen Seite müssten noch viele Infrastrukturprojekte gemacht werden, andererseits gibt es auch Regionen, die sehr hoch entwickelt sind, die höchste Technologie aufweisen, wirklich ganz vorne sind an der Weltspitze. Daher gibt es auch für Luxusfahrzeuge ein großes Segment in China." Wolfgang Eisl zählt zu den Ehrengästen, die an der Panamera-Premiere teilnahmen. Nun setzt Porsche große Hoffnungen auf Panamera, der in China pro Jahr 1 700 bis 2 000 Käufer finden soll. Das bislang wichtigste Modell bleibt für Porsche der Cayenne, der rund 85 Prozent der Verkäufe ausmacht. Mittlerweile baut der deutsche Sportwagenhersteller sein chinesisches Händlernetz stetig aus. Momentan sind es 24 Niederlassungen, Ende des Jahres sollen es 30 sein, für 2012 lautet das Ziel 45. Im vergangenen Jahr verkaufte Porsche auf dem chinesischen Festland und in der Sonderverwaltungszone Hongkong 8.371 Autos, im ersten Quartal 2009 waren es rund 1.800. Zur Perspektive des Geschäfts sagt China-Chef des Sportwagenherstellers: "Das China-Geschäft ist für uns das, was am schnellsten wächst. Wenn man die ganzen Aktivitäten unserer Firma weltweit sieht, dann ist das Wachstum in China das beste. Unsere Perspektive hier ist, dass wir mit dem Markt mitwachsen, das heißt, die Aktivitäten werden stark vorangetrieben. Wir haben in den letzten vier Monaten vier Vertriebsbüros eröffnet." Auch für andere Sportwagenbauer wächst die Bedeutung Chinas. Lamborghini verkaufte beispielsweise im vergangenen Jahr 80 Fahrzeuge in China. Maserati ist noch erfolgreicher. Insgesamt konnte der italienische Autobauer im vergangenen Jahr 350 Fahrzeuge an Kunden ausliefern. Das entsprach in etwa dem Verkaufsergebnis in der Schweiz. Auch wenn europäische Sportwagenbauer in China einen hervorragenden Ruf genießen, müssen sie langfristig mit einheimischer Konkurrenz rechnen. Das Concept Car GT des Herstellers Geely zeigt, wie extravagant ein Fernost-Renner aussehen könnte. Unter der Haube soll ein 3,5-Liter V6-Motor mit fast 300 PS stecken. Brilliance hat bereits das sehr ansehnliche Coupe M3 im Programm, das in der Sport-Version über bescheidene 170 PS verfügt. Wolfgang Eisl sagt in diesem Zusammenhang, langfristig rechne man damit, dass sich die Qualität chinesischer Autohersteller mehr und mehr den westlichen Standards annähern wird: "China hat den Vorteil, dass es hier sehr viele Arbeitskräfte gibt, die mittlerweile zum Teil sehr gut ausgebildet sind. Und Porsche hat in China einen riesigen Absatzmarkt für die Zukunft. Der Inlandsmarkt in China ist immer wichtiger geworden. Wie man auch hier sieht: In der Krise ist China eines der wenigen Länder, das sich sehr schnell erholt hat, weil die Inlandsnachfrage steigt. Und daher hat China einen guten Weg eingeschlagen."
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