1999 gab Wang Shi die Geschäftsführung ab, um sich ganz auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden zu konzentrieren. Indem er dem Vanke-Team die gesamte Verwaltungstätigkeit übergab, konnte er sich von da an voll und ganz der strategischen Ausrichtung der Firma widmen. Die hinzugewonnene Zeit verbrachte er damit, seinen Traum von einem abenteuerlichen Leben zu realisieren. Am 22. Mai 2003 bestieg Wang Shi den Gipfel des Qomolangma (Mt. Everest), den höchsten Berg der Welt. Bis zum 28. Juli 2004 hatte er bereits die höchsten Berge aller sieben Kontinenten bezwungen. Am 28. Dezember 2005 kam er am Südpol an und verwirklichte dort seinen „7+2" Plan (Besteigung der sieben höchsten Gipfeln + zwei Pole). Es gibt bis heute nur insgesamt zehn Menschen auf der Welt, die 7+2 erreicht haben, darunter fünf Chinesen. Während seiner Bergexpeditionen war Wang nebenbei als Werbeträger für Motorola tätig. Sein Ideal ist es, ein natürliches und ungezwungenes Leben zu führen.

„Bergsteigen gibt meinem Leben und meiner Arbeit die nötige Balance", meint Wang Shi. Seine Begeisterung fürs Bergsteigen entspringt einer Krankheitserfahrung: „Im Jahr 1995 tat plötzlich mein linkes Bein weh. Es wurde eine Gefäßgeschwulst an meinem Lendenwirbel diagnostiziert. Als ich darüber aufgeklärt wurde, dass die Gefahr besteht, dass ich gelähmt würde, ist mir erstmals die Bedeutung von Gesundheit bewusst geworden. Ich wollte meinen Traum verwirklichen, den Qomolangma zu besteigen". Von da an hat Wang das Bergsteigen so gut gefallen, dass er nicht mehr davon lassen wollte. „Das ist wie mit den Tanzschuhen einer Tänzerin. Hat sie sie erst einmal angezogen, bringt sie es nicht übers Herz, sie wieder auszuziehen", sagt Wang Shi.

Weg und Traum

Wang Shi wurde 1998 vom damaligen Ministerpräsidenten Zhu Rongji empfangen. Die beiden tauschten sich über Entwicklungen in der Immobilienbranche aus. 1999 wurde er zum World Economic Forum eingeladen wo er als Vertreter der chinesischen Unternehmerschaft eine Rede hielt. Im gleichen Jahr hielt Wang Shi auf dem chinesischen Fortune 99 Forum einen Fachvortrag, in dem er an die Immobilienunternehmen appellierte, in Zukunft den Weg der Industrialisierung sowie der Kapazitätserweiterung einzuschlagen, um den Herausforderungen des neuen Jahrhunderts gerecht werden zu können. 2005 wurde die erste Autobiographie eines chinesischen Unternehmers veröffentlicht: das von Wang Shi verfasste Buch „Weg und Traum. 20 Jahre Ich und Vanke" veröffentlicht, welches in China beträchtliches Aufsehen erregte.

Wang Shi sagt, dass Bergsteigen sowie das tägliche Fitnesstraining immer noch im Mittelpunkt seiner Interessen liegen. Mittlerweile widmet er sich jedoch auch dem Meer. Wang Shis Traum ist es, der Natur in intimer Weise zu begegnen, etwa so wie es in dem Buch „Der alte Mann und das Meer" von Ernest Hemingway beschrieben wird. In Zukunft möchte Wang Shi eine Weltumsegelung wagen. Um diesem Traum näher zu kommen, begann er vor kurzem, sich Grundkenntnisse im Segeln beizubringen. Danach möchte er Segelerfahrung sammeln und ein 10.000-Kilometer Segeltraining absolvieren. Zu den langfristigen Plänen des Immobilienexperten gehört auch noch eine Wüstendurchquerung allein und zu Fuß. Wang Shi hat bereits angekündigt, dass er nach seinem 60. Lebensjahr drei Wüsten per pedes erkunden möchte. „Ich hoffe, dass ich immer machen kann, was mich interessiert. Ich will ständig meine Grenzen herausfordern".

Wang Shi hat eine Zusammenarbeit mit dem Bauministerium angeregt, um Lösungskonzepte für die Wohnungsnot der Bevölkerung mit mittleren und niedrigeren Einkommen zu erarbeiten. Seiner Ansicht nach sollte sich die Immobilienbranche des Problems annehmen um einen sinnvollen Beitrag zur Entwicklung des Landes zu leisten. Nach vorangehenden sorgfältigen Studien wird Vanke im März 2008 das erste Projekt für Wohnungen zu Niedrigmieten beginnen.