14-01-2010 Wirtschaft Zentralbank erhöht Mindestreservesatz der Banken
Am 12. Januar kündigte die chinesische Zentralbank an, den Mindestreservesatz für Banken ab dem 18. Januar um 0,5 Prozentpunkte zu erhöhen. Es ist die erste Erhöhung dieses Satzes seit 18 Monaten. Als Maßnahme gegen die Wirtschaftskrise hat die Notenbank seit der zweiten Hälfte 2008 vier Mal in Folge diesen Satz gesenkt. Zur Unterstützung der Landwirtschaft, so hat die Notenbank zugleich betont, seien kleine Finanzinstitute und ländliche Kreditgenossenschaften von dieser Regelung ausgenommen. Der Mindestreservesatz legt fest, wie viel Geld die Banken bei der Notenbank vorhalten müssen. „Dass diese geldpolitische Maßnahme nicht auf den ländlichen Bereich ausgedehnt wird, ist ein Zeichen für die Flexibilität der Kreditpolitik", so ein Sprecher der Zentralbank im Interview mit der Xinhua-Agentur. „Die Zentralbank hat sich zur Erhöhung der Mindestreserven entschlossen, weil in der ersten Woche des Jahres das Kreditvolumen beträchtlich angewachsen ist und man das Tempo der Kreditausgabe angemessen kontrollieren möchte," sagt Zhuang Jian, ein hochrangiger Ökonom der chinesischen Zweigstelle der Asian Development Bank. Innerhalb des ersten Woche summieren sich die von chinesischen Banken neu ausgegebenen Kredite auf 600 Milliarden Yuan. Bei diesem Tempo der Kreditvergabe kann die gesamte Kreditsumme im Monat Januar vielleicht bei über Tausend Milliarden Yuan liegen. Nur ein ausgewogenes Wachstum der Kredit könne einer stabilen Entwicklung der Wirtschaft dienen, so Zhuang. Die Zentralbank hat Anfang Januar in einer Arbeitssitzung festgelegt, in diesem Jahr gemäß der Kreditnachfrage der Realwirtschaft die Finanzinstitute anzuleiten, um das Tempo der Kreditausgabe unter Kontrolle zu bringen und größere Schwankungen zwischen Jahreszeiten und Monaten zu vermeiden. Zhuang Jian zufolge gilt diese Regelung nicht für kleinere Finanzinstitute wie etwa Kreditgenossenschaften auf dem Lande. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die chinesische Regierung durch die Verbesserung der Kreditstruktur den Kapitalzufluss in Schwerpunktbereiche lenken wolle. Experten meinen, die Zentralbank kann durch die Erhöhung des Satzes und die angemessene Kontrolle des Kreditumfangs den künftig möglichen Inflationsdruck vermindern. Liu Yihui, Direktor des Analysezentrums der chinesischen Wirtschaft bei der Akademie für Sozialwissenschaften, erklärt, dass der Export im Dezember 2009 viel besser ausgefallen sei als erwartet. Man habe eine Steigerung um 17, 7 Prozent im Jahresvergleich zu verzeichnen gehabt. Die Verbesserung der Exportquote kann Überkapazitäten der Produktion abmildern, so dass die Warenpreise steigen werden. Früher als von Marktbeobachtern erwartet, hat die Zentralbank nun dieses relativ strenge Mittel der Geldpolitik eingesetzt und den Mindestreservesatz erhöht. Man war davon ausgegangen, dass der Satz erst nach dem Frühlingsfest erhöht werden würde. „Diese Maßnahme der Zentralbank ist ein Mittel gegen mögliche inflationäre Tendenzen", sagt Liu Yihui. Auf der Zentralen Planungskonferenz über Wirtschaftsfragen im Dezember wurde bekräftigt, in diesem Jahr die Beziehungen zwischen einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung, der Regulierung der Wirtschaftsstruktur und Vorbeugemaßnahmen gegen Inflation möglichst gut zu koordinieren. Wirtschaftsexperten sehen in diesem Schritt jedoch keine Änderung der chinesischen Geldpolitik, also keine Abkehr vom Prinzip der lockeren Hand: „Normalerweise ist die Änderung des Leitzins ein Indikator dafür, ob die Geldpolitik einer grundsätzlichen Änderung unterliegt oder nicht," sagt Zhao Xijun, Professor am Finanzinstitut der Beijinger Volksuniversität. Wu Xiaoling, die stellvertretende Direktorin der Kommission für Finanz und Wirtschaft beim Nationalen Volkskongress hatte schon zuvor erklärt, dass Veränderungen bei einem der Indikatoren für die Geldpolitik noch lange kein Hinweis sind für eine grundsätzliche Änderung der Geldpolitik sei. Die Märkte haben allerdings sensibel auf die Entscheidung der Zentralbank reagiert: Nach der Erhöhung des Mindestreservesatzes haben sich am 13. Januar die Börsenkurse in China stark bewegt. Der Aktienindex an den Börsen in Shanghai und Shenzhen fiel jeweils um über zwei Prozent.
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