22-07-2009 Quelle:WSJ.com
Chinas BIP-Anstieg sorgt für Debatte

Die Regierung hat erklärt, dass Chinas wirtschaftliche Erholung noch nicht stabil sei, während  Ökonomen den Anstieg der Wachstumsrate zum Anlass nehmen, darüber zu debattieren, ob die Regierung bereits Maßnahmen zur Abkühlung der Konjunktur ergreifen sollte.

Das staatliche Statistikamt meldete am 16. Juli, dass Chinas BIP im zweiten Quartal um 7,9 Prozent gestiegen sei, während im ersten Quartal die Wachstumsrate noch bei 6,1 Prozent gelegen war. Dieser deutliche Anstieg wird der Wirkung des vor acht Monaten von der Regierung aufgelegten Konjunkturprogramms zugeschrieben.

Allerdings sagt Li Xiaochao, Sprecher des Statistikamtes, dass nicht alle Bereiche gleichermaßen vom Aufschwung profitierten: „Obwohl die meisten Menschen den wirtschaftlichen Aufschwung gespürt haben, ist die wirtschaftliche Erholung bei einigen Unternehmen, Gruppen, Branchen und in einigen Regionen noch nicht angekommen."

Ökonomen fordern die Regierung dazu auf, die Geldpolitik umzustellen, damit das Inflationsrisiko gesenkt werden könne. Allerdings merkt Li an, dass die Preise weiter rückläufig seien und viele Industrien mit Überkapazitäten zu kämpfen hätten. „Im Allgemeinen ist die Nachfrage noch zu gering. Und das wirtschaftliche Wachstum steht noch unterhalb seinen potenziellen Möglichkeiten", sagt Li.

Chinas Verbraucherpreisindex sank im Juni 2009 um 1,7 Prozent im Vergleich zu gleichem Zeitraum des Vorjahrs, was der erste Rückgang seit fünf Monaten ist. Der Erzeugerpreisindex sank um 7,8 Prozent, der erste Rückgang seit sieben Monaten. Ängste hinsichtlich Deflation und Arbeitslosigkeit könnten die Regierung unter Druck setzen, weiterhin Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zu ergreifen.

„Die spezielle Herausforderung, vor die sich die Politiker nun gestellt sehen, liegt darin, dass sie es vermeiden müssen, in naher Zukunft in eine Deflationsphase zu geraten.  Wir sind in einer Krisensituation. Da bedarf es einer starken Politik, um Wachstum zu garantieren", meint Wang Qing, Wirtschaftswissenschaftler bei Morgan Stanley.

Einige Ökonomen sehen angesichts schrumpfender Gewinne Anzeichen für eine Investitionsmüdigkeit bei Privatunternehmen. Allerdings weisen immer mehr Indikatoren darauf hin, dass China bereits die schlimmste Phase der Konjunkturabschwächung überwunden hat, weswegen überhaupt erst die aktuelle Debatte um den richtigen Wirtschaftskurs der nächsten Monate aufkommen konnte.

Da die Regierung zahlreiche neue Projekte in Angriff genommen hat, sind die Anlageninvestitionen in ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 33,6 Prozent gestiegen.

Einem Bericht von RBC Capital Markets zufolge greifen mittlerweile die Konjunkturmaßnahmen der Regierung. Allerdings ist es durchaus möglich, dass die Zweifel hinsichtlich der Marschroute den Konjunkturmotor wieder ins Stottern geraten lassen könnten.

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