23-03-2009 Beijing Rundschau
G20-Gipfeltreffen: besser als nichts
von Zeng Wenhui

 

Das G20-Treffen vom 14. März in London, an dem Finanzminister und die Präsidenten der Zentralbanken der G20-Mitgliederstaaten teilgenommen haben, ist im Streit zu Ende gegangen. Über die richtigen Strategien zur Ankurbelung der Weltwirtschaft gibt es erhebliche Meinungsverschiedenheiten.

 

Differenzen zwischen EU und USA

Die USA wollten dazu aufrufen, weitere umfangreiche Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft zu ergreifen. Die EU hingegen betonte, die Reform des globalen Finanzsystems in Angriff zu nehmen und die Bankenaufsicht zu verbessern. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy stimmten darin überein, dass die EU-Länder schon genug Anstrengungen zur Ankurbelung der Wirtschaft unternommen hätten. Die so genannten „Brics" (Brasilien, Russland, Indien und China), also die Staaten mit den höchsten Zuwachsraten ihrer Volkswirtschaften, wollten stärker in die Entscheidungsprozesse auf internationaler Ebene eingebunden werden und wünschten sich, dass die Entwicklungsländer auch über mehr Mitspracherechte im internationalen Finanzsystem verfügten.

Sun Jie, Experte der Abteilung für internationales Finanzwesen am Forschungsinstitut für Weltwirtschaft und -politik an der Akademie für Sozialwissenschaften, ist der Meinung, die Wirtschaftskrise sei durch die Finanzkrise in den USA verursacht. Wegen fehlender Kontrollmechanismen im Finanzsystem habe die Krise sich ausgedehnt und in vielen Ländern bedrohliche Ausmaße angenommen. Die EU, die zwar mit einer stärkeren Banken- und Börsenaufsicht ausgestattet ist, sei dennoch von der Krise mitbetroffen. So lässt sich behaupten, dass die Rezession in der EU in gewissem Sinn von den USA verursacht werde. Sun sagt: „Die EU-Staaten meinen, dass sie von den USA in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Da versteht es sich von selbst, dass die EU eine stärkere Überwachung des internationalen Finanzsystems fordert." Außerdem sei die Wirtschaft der EU von der Krise weniger beeinträchtigt als diejenige der Vereinigten Staaten, deshalb habe die EU noch die Fähigkeit und den Willen, das internationale Finanzsystem zu reformieren. Auch soll dadurch der Euro ein größeres Gewicht im internationalen Währungssystem erlangen und dazu beitragen, die einseitige Ausrichtung auf die US-Währung zu überwinden.

Aus amerikanischer Sicht, so Sun Jie, sollte bei einer weltweiten Rezession ein mächtiger Staat als erstes eine wirtschaftliche Expansionspolitik betreiben. Der Staat, der diese Politik einführt, wird die Konjunktur durch öffentliche Gelder ankurbeln müssen. Dieser Staat habe das Bedürfnis nach einer Vergrößerung des Importvolumens, wodurch seine Handelspartner mehr Produkte ausführen könnten, was wiederum zur Belebung der Wirtschaft führen könnte. Wenn die USA aber alleine diese Konjunkturpolitik betrieben, und die anderen Staaten nicht, sondern nur durch eine Erhöhung ihrer Exporte von der Konjunkturpolitik der USA profitieren wollten, seien die Kosten für die USA zu hoch. Deshalb wünschten die USA, dass die anderen Ländern mit den USA „im selben Boot den Fluss überquerten" und weitere Maßnahmen zur Ankurbelung ihrer Wirtschaft ergreifen.

 

„Brics" wollen größeres Mitspracherecht

Huang Weiping, Professor in der Abteilung für internationale Wirtschaft an der Renmin University of China erklärte gegenüber der Beijing Rundschau, dass die Brics zwar unterschiedliche politische Systeme hätten, auf dem Finanzgipfel aber darin übereinstimmten, ein größeres Mitspracherecht für sich einzufordern. Leider ist die Wirtschaftskraft der Brics und deren Anteil am Weltwirtschaftsgeschehen noch nicht groß genug, um in ihnen einen Rettungsanker für die Weltwirtschaft erkennen zu können. Sun Jie ist der Meinung, dass dank der raschen Entwicklung seiner Wirtschaft China jetzt immer mehr Einfluss in der Welt gewönne. Allerdings macht Sun auch deutlich, dass China zwar über die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft verfüge, es aber noch einen großen Abstand zwischen China und den entwickelten Ländern in Bezug auf die Qualität des Wachstums und der Nachhaltigkeit der Entwicklung seiner Wirtschaft gebe. China muss noch einen langen Weg zurücklegen, bevor es in der internationalen Gemeinschaft eine seiner Wirtschaftskraft entsprechende Rolle spielen könne.

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Mehr dazu:
Vorschau auf den G20-Gipfel in London
 
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