Abflauen des Wirtschaftswachstums in China --- Folgen für die Welt?

Li Xiaochao vom Statistikamt erwartet durch die internationale Finanzkrise einen weiteren Einbruch bei den Exporten und dem Zufluss ausländischer Investitionen - zwei wichtigen Lokomotiven der Konjunktur der letzten Jahre. Die Inflationsrate ist jedoch drastisch gesunken: von 8,7 Prozent im Februar auf 4,6 Prozent im September. Dies erlaubt es der Regierung, die Weichen in Richtung Konjunkturförderung zu stellen, und so gibt es Signale von offizieller Seite, dass bald entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

"Wir müssen anerkennen, dass China die Fähigkeit besitzt, die Auswirkungen der Krise abzuwenden. Es gibt genügend Bewegungsfreiheit auf dem Gebiet der Steuer-, Geld-, Struktur- und Industriepolitik", sagt Li und verweist auf die hohe Sparquote des Landes und ein Bankensystem, das über eine hohe Liquidität verfügt.

Der Staatsrat, Chinas höchstes Regierungsorgan, hat ein Statement veröffentlicht, indem es heißt, dass die Regierung "eine flexible und kluge Wirtschaftspolitik betreiben wird und in Kürze zielorientierte Steuer-, Kredit- und Handelsmaßnahmen ergreifen wird, um das stabile und rasche Wachstum der Wirtschaft aufrechtzuerhalten." Neben einer weiteren Reduzierung der Zinssätze und Steuererleichterungen für die Exportindustrie erwarten Marktbeobachter, dass die Regierung beim Wachstum auf Infrastruktur und Wohnungsbau setzen wird - nicht viel anders als 1998 in den Nachwehen der Asienkrise.

"Auch wenn die chinesische Regierung ankündigt, das Wachstum der Wirtschaft steigern zu wollen, wird es einige Zeit dauern, bis die Nachfrage tatsächlich steigt", sagt Kim Woo-kyung, Sprecherin der SK Energy Co., einer südkoreanischen Raffinerie. Ihr Export von Erdölprodukten nach China ist in den ersten acht Monaten diesen Jahres bereits um 35 Prozent zurückgegangen. Das beste, was sich SK Energy vom chinesischen Markt erhoffen kann, ist, so Kim, dass die Nachfrage nicht noch weiter einbricht.