24-10-2008 Quelle: WSJ.com Abflauen des Wirtschaftswachstums in China --- Folgen für die Welt?
Chinas Wirtschaftswachstum, daran gibt es keinen Zweifel, ist im Weltvergleich außerordentlich hoch und es sieht ganz danach aus, dass dies so bleiben wird. Aber Chinas Binnennachfrage ist einfach nicht groß genug, um an die Stelle zu treten, die heute die USA für den Absatz chinesischer Produkte einnimmt. Letztes Jahr konsumierten die 1,3 Milliarden Chinesen lediglich Waren im Wert von 1,2 Billionen US-Dollar, während es die 300 Millionen Amerikaner auf 9,7 Billionen brachten. China bleibt eine bedeutende Netto-Exportnation. Von Januar bis September lag der Gesamtwert der Waren, die China exportiert hat, um 181 Milliarden US-Dollar über dem Wert der eingeführten Güter. "Die Rechnung geht einfach nicht auf", sagt Stephen Roach, Geschäftsführer von Morgan Stanley in Asien. "China ist immer noch ein relativ armes Land. Sie können hier den Schlag ein wenig abfedern, aber nicht sehr." Für Produzenten von Gütern, die China benötigt - in erster Linie Rohstoffe und Maschinen für den Bau von Häusern und zur Ausstattung von Fabriken - ist der China-Boom hochwillkommen gewesen. Deutschland, zum Beispiel, hat seine Stellung als weltgrößte Exportnation auch dank des Verkaufs von Werkzeugmaschinen und Industrieanlagen nach China halten können. Die deutsche Außenhandelsstatistik weist bis Juli eine Steigerung der Exporte der Maschinenbauindustrie nach China von 20 Prozent aus. Somit ist China nach den USA der zweitwichtigste Markt für deutsche Maschinenbauer. „China", sagt Olaf Wortmann, Ökonom beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), „hat eine eigene Dynamik." Er rechnet damit, dass selbst bei gedämpftem Wachstum immer noch eine Steigerungsrate von 10 Prozent für seine Branche drin ist. Vor dem Hintergrund der globalen Krise sind das gute Nachrichten. Aber Chinas Nachfrage hat ihre Grenzen. China ist ein Hauptkunde für deutsche Maschinen und Anlagen, aber nicht für andere deutsche Produkte. Letztlich steht China nur an 11. Stelle der wichtigsten deutschen Exportmärkte und trägt gerade einmal bescheidene 3 Prozent zum Gesamtexportvolumen von 969 Milliarden EUR bei. Dies reicht ganz entschieden nicht dafür aus, der Gesamtwirtschaft Kraft zu geben: Die Wachstumsrate der deutschen Wirtschaft wird dieses Jahr unter zwei Prozent absinken und nächstes Jahr wahrscheinlich bei Null liegen. Da die Nutznießer des Chinabooms überproportional in den Branchen angesiedelt sind, die mit dem Bausektor und Investitionsprojekten zu tun haben, trifft sie der gegenwärtige starke Rückgang auf dem Wohnungsmarkt besonders hart. Angesichts fallender Immobilienpreise und zurückgestellter Bauprojekte ist die Nachfrage nach Stahl, Zement und Kupfer für die Bauwirtschaft abgeschwächt. Die Preise für Stahl sind auf dem chinesischen Inlandsmarkt in den letzten Wochen stark gefallen, für einige kleinere Hersteller hat das bereits das Aus bedeutet. FerroChina Ltd., ein Stahlkocher, der an der Börse in Singapur notiert ist, hat Anfang Oktober seine Zahlungen eingestellt und Konkurs angemeldet. Selbst bei der Maschinenbauindustrie ist der Abschwung nicht unbemerkt geblieben. Uwe Geilker, Vorstandsmitglied der Desch Antriebstechnik GmbH im nordrhein-westfälischen Arnsberg, sagt, dass China ein immer wichtigerer Markt ist für die Pressenantriebe, Schaltkupplungen, Antriebselemente und anderen Komponenten für den Maschinen- und Anlagenbau, die seine Firma herstellt. Dieses Jahr aber sind die Auslandsaufträge stark zurückgegangen. Der stärkste Einbruch ist auf dem amerikanischen Markt zu verzeichnen, gefolgt von Europa. Obwohl die Aufträge aus China und anderen Regionen Asiens nicht zurückgegangen sind, können sie die Lücke nicht auffüllen. Deshalb erwartet Uwe Geilker für nächstes Jahr ein "stockendes” Geschäft. Chinas verlangsamtes Wachstum führt auch bei seinen Nachbarn zu Umstellungen. Tosoh, ein großer japanischer Chemiehersteller, hat seit September seine PVC-Produktion um 15 Prozent zurückgefahren. Erstmals seit zehn Jahren sei die Produktion gedrosselt worden. Als Ursache dafür gibt das Unternehmen die stark gesunkene Nachfrage auf dem chinesischen Markt an. Aufträge aus Schwellenländern haben der japanischen Maschinenbauindustrie eine gewisse Zeit lang über die schwindende Nachfrage des Binnenmarktes, der USA und Europas hinweggeholfen. Aber nach drei Monaten rückläufiger Tendenz sind bis September 24,6 Prozent weniger Aufträge aus China eingegangen, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes japanischer Maschinen- und Anlagenbauer. Die Aktien von Komatsu, Japans größtem Maschinenhersteller, haben seit Juni nahezu 70 Prozent ihres Wertes verloren.
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