18-12-2009 Beijing Rundschau
Zahlenspiele in Kopenhagen
von Matthias Mersch

Brasilien

Das Land verspricht eine Reduktion von Treibhausgasen bis 2020 um rund 20 Prozent bezogen auf die Werte von 2005. Ein Viertel dieser Vorgabe soll durch Verminderung der Regenwaldabholzung erreicht werden.

Japan und Südkorea

Seit dem Kyoto-Protokoll vor zwölf Jahren sind die Treibhausgasemissionen in Japan um nahezu 9 Prozent angestiegen. Bis zum Jahr 2020 will Japan den Ausstoß um mindestens 15 Prozent senken, nicht zuletzt durch den Ausbau der Atomenergie. Die Berechnung beruht auf den Emissionswerten des Jahres 2005. Weniger eindrucksvoll wirkt das Reduktionsziel, wenn man das Jahr 1990 als Basis zugrundelegt: die anvisierte Reduzierung schrumpft dann auf acht bis neun Prozent. Im Kyoto-Protokoll hatte Gastgeber Japan bereits eine Verminderung von sechs Prozent zugesagt. 15 Milliarden US-Dollar möchte das Land in den nächsten drei Jahren Entwicklungsländern als Anpassungshilfe an den Klimawandel zur Verfügung stellen, allerdings unter der Voraussetzung, dass in Kopenhagen eine Einigung zustande kommt.

Südkoreas Klima-Botschafter Chung Rae-kwon will für sein Land bis 2020 eine Reduzierung der Treibhausgase um 4 Prozent unter dem Niveau von 2005 realisiert haben. 

Europäische Union 

Die EU hat versprochen ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 20 Prozent gegenüber den Werten von 1990 zu reduzieren, falls andere Industriestaaten mitziehen, ist die EU bereit, ihr Reduktionsziel auf 30 Prozent zu erhöhen. Das klingt zunächst sehr eindrucksvoll, relativiert sich aber, wenn man die trickreiche Referenz auf das Jahr 1990 genauer betrachtet, das ja zum Bewertungsmaßstab des Kyoto-Protokolls erhoben wurde. Das Reduktionsziel war nämlich bereits erreicht, bevor es auch nur aufgestellt worden war! Die Abschaltung der veralteten Industrieanlagen der Sowjetunion und Osteuropas mit Kohle als hauptsächlichem Energieträger hat enorm zur Verringerung des CO2-Austoßes beigetragen, bis zu 40 Prozent bereits vor dem Jahr 1997. Mittlerweile sind die Emissionen von Treibhausgasen in Osteuropa wieder im Steigen begriffen, bewegen sich aber immer noch deutlich unterhalb dessen, was das Kyoto-Protokoll für zulässig ansieht. Insgesamt ist es den EU-Staaten gelungen, ihre Schadstoffemissionen weitgehend stabil zu halten, und damit die Vorgaben des Kyoto-Protokolls einzuhalten. Die 37 Industrieländer, die sich im Kyoto-Protokoll zu einer Reduzierung verpflichtet haben, mussten von 2006 auf 2007 einen Zuwachs der Emissionen um lediglich 0,1 Prozent hinnehmen und haben so den Beweis erbracht, dass Wirtschaftswachstum nicht notwendig mit einer Erhöhung des Schadstoffausstoßes verbunden ist.

Als Soforthilfe für Länder, die besonders von den Folgen des Klimawandels getroffen sind, hat die Europäische Union bislang 7,2 Milliarden Euro angeboten. 

Deutschland, das sich gerne als Vorreiter bei der Reduzierung von CO2-Emissionen sieht, hat eine 40-prozentige Reduktion bis 2020 angekündigt, was einer neuen EU-Zielvorgabe entspräche. Bei allem Lob für die eingeschlagene Richtung sollte jedoch nicht übersehen werden, dass die Bundesrepublik immer noch der sechstgrößte Emittent von CO2 auf der Welt ist. Ein Deutscher verursacht achtmal so viel CO2 wie ein Inder. Deutsche Kraftfahrzeuge der Luxusklasse blasen weltweit Kohlendioxid in die Luft und tragen auf ihre Weise zum Klimawandel bei.  

 Unter dem Strich

Beim gegenwärtigen Stand der Verhandlungen summieren sich die Reduktionsziele der Industriestaaten auf 12 bis 18 Prozent. Dies ist deutlich zu wenig, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Experten sehen eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 25 bis 40 Prozent als erforderlich an. Weitgehend offen ist der Umfang der kurz- und langfristigen finanziellen Hilfen für Entwicklungsländer. 

Kein Zweifel: es gibt noch viel auszuhandeln in Kopenhagen.

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