18-12-2009 Beijing Rundschau
Grundlagen und Hintergründe der Klimadiskussion
von Matthias Mersch

Seit der Ausrufung des Atomzeitalters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat kein akademisches Fach so unmittelbaren Einfluss auf politische Entscheidungen genommen wie die Klimawissenschaft. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es sich um eine junge Disziplin handelt, die eine rasche Entwicklung genommen hat.

Klima und Politik

Vor dreißig Jahren wurde die erste Konferenz zum Weltklima in Genf veranstaltet. Schon damals wurde die Frage nach den Auswirkungen der von Menschen bewirkten Erwärmung des Erdklimas gestellt. Die vier Studiengruppen, deren aktuellen Ergebnisse und Empfehlungen bis heute die Diskussion bestimmen, wurden erstmals 1979 in Genf gebildet.

Aber erst seit rund zwanzig Jahren hat sich die Klimaforschung einen Platz in der öffentlichen Aufmerksamkeit gesichert. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die im Jahr 1988 erfolgte Gründung des Intergovernmental Panel on Climate Chance  (IPCC) durch zwei UN-Organisationen, der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Dieses in Deutschland unter den Namen Weltklimarat bekannte Gremium betreibt selbst keine eigene Forschung, sondern sammelt die Ergebnisse verschiedener Disziplinen zur Frage mittel- und langfristiger Veränderungen des Erdklimas und publiziert sie. Unterteilt in vier Arbeitsgruppen erarbeiten Wissenschaftler regelmäßig Berichte über den Zustand des Klimas, wobei davon ausgegangen wird, dass der Mensch einen erheblichen Einfluss auf das weltweite Klimageschehen habe. Dementsprechend enthalten die Berichte Hinweise auf Eingriffsmöglichkeiten in den weiterhin beobachtbaren und als äußert bedenklich beschriebenen Trend der Erwärmung der Erdatmosphäre.

Die Klimarahmenkonvention von 1992, das Kyoto-Protokoll fünf Jahre später, die Bali-Roadmap 2007 und alle anderen Folgekonferenzen drehen sich um diesen einen Gedanken einer vom Menschen verursachten Veränderung des Klimasystems der Erde.

 Die Strategie war und ist klar: durch die Publikation von Berichten und die Veranstaltung von hochrangigen Konferenzen in kurzen Zeitabständen das Thema in der Öffentlichkeit zu halten und somit den Druck auf die Entscheidungsträger der Weltpolitik zu erhöhen.

 Die „Sachstandsberichte" des in Genf angesiedelten Weltklimarates sind an diese Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft gerichtet und sprechen Empfehlungen aus. Der Vierte Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahr 2007 hat in zweifacher Hinsicht Aufsehen erregt: mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent wird darin herausgestellt, dass der Mensch durch verstärkte Emission von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, der Verursacher der Klimaerwärmung ist. Ein Abschmelzen der Polkappen und Gletscher und der daraus resultierende Anstieg des Meeresspiegels, das gehäufte Auftreten extremer Wetterereignisse, Desertifikation und das Freisetzen von CO2-Speichern aus Böden, die bislang durch Dauerfrost versiegelt waren, sind Bestandteile des Katastrophenszenarios, das der Bericht entwirft. Entsprechend drastisch fallen die vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen aus. Für viele war die Düsternis der Prognose Anlass für ihre Zurückweisung, während andere sogar eine Verharmlosung befürchteten, weil der Bericht im Vorfeld seiner Veröffentlichung von Regierungsvertretern der USA, Chinas, Saudi-Arabiens und Russlands beeinflusst worden sei, damit in der Endredaktion der Anteil des Menschen an der künftigen Klimakatastrophe weniger stark ins Gewicht fällt.

 Klimaskeptiker gegen Alarmisten

Während vor zwei Jahren vor allem ein angeblich negativer Einfluss der Politik auf die objektiven Arbeitsergebnisse redlicher Wissenschaftler beklagt wurde, hat es in jüngster Zeit vor allem Kritik an den Praktiken des Weltklimarates selbst gegeben:

Nach der Veröffentlichung „gehackter" Emails zwischen Forschern liegt der Verdacht der Datenmanipulation und der Bildung eines Meinungskartells durch führende Akademiker des Rates nahe. In Anspielung auf den Watergate-Skandal, der US-Präsident Richard Nixon 1974 das Amt kostete, wurde die griffige Formel von „Climategate" gemünzt.

 Tatsächlich sind wissenschaftliche Standards durch Mitglieder des Rates grob verletzt worden. Gegen Thesen des Rates gibt es ernsthafte Einwände, denen nicht ernsthaft begegnet wurde. Man wählte stattdessen den Weg der Ausgrenzung abweichender Meinungen.

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