08-12-2009 Beijing Rundschau
China: Wachsender Druck durch CO2-armes Wirtschaftssystem
von Xu Bei

Der Kopenhagener Klimagipfel ist am 7. Dezember eröffnet worden. Kurz zuvor haben die beiden weltgrößten Kohlendioxid-Verursacher China und die USA ihre Ziele zur CO2-Reduzierung angekündigt, was von der Welt als Hoffnungsschimmer für einen substantiellen Beschluss als Ergebnis der Klimakonferenz gewertet wird.

In den letzten Jahren ist der Klimawandel auf die Tagesordnung der internationalen Politik gerückt. Die Interessen und das Wohlergehen der Weltbevölkerung sind unabweislich mit der Erderwärmung verknüpft. Um die Klimaprobleme zu lösen, wird ein neues Wirtschaftssystem, das auf die Produktion von Treibhausgasen mehr oder weniger verzichtet, zum beherrschenden Trend werden. Dazu sagt Professor Zou Ji, Vizedirektor des Instituts für Umwelt und Naturressourcen und Direktor des China-Büros des Weltressourceninstituts (WRI): „Konfrontiert mit den Anforderungen eines neuen CO2-armen Wirtschaftssystems steht China unter großem Druck."

 

Andere Länder, andere Interessen

Die CO2-arme Wirtschaft wird sich auf der Grundlage eines niedrigen Energieverbrauchs, einer verminderten Umweltbelastung und eines niedrigen CO2-Ausstoßes entwickeln. Unabdingbar für den Erfolg der Implementierung dieses neuen Systems werden Innovationen in der Energietechnik, aber auch ein Wandel des Bewusstseins der Menschen und ein Wandel der Gesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft sein. Vor dem Hintergrund der weltweit Finanzkrise sieht man die CO2-arme Wirtschaft sogar als Treibkraft für Wirtschaftswachstum.

Professor Zou ist in diesem Punkt allerdings skeptisch: Obwohl es viele Vorteile einer CO2-armen Wirtschaft gebe, sei die Vorstellung, dass die CO2-arme Wirtschaft zu höheren Wachstumsraten führt, einseitig. Verschiedene Länder haben verschiedene Interessen. Die CO2-arme Wirtschaft mag in den Industriestaaten wie den USA oder Großbritannien durchaus der Ankurbelung der Wirtschaft dienen. Für China könne sie in den kommenden Jahren jedoch keinesfalls zum erwünschten Wachstum führen: „Aus heutiger Sicht reichen in China die traditionellen Industrien vollkommen aus, um das Wirtschaftswachstum zu stützen", sagt Zou.

Hinsichtlich der Industrietechnik hat China in den vergangenen Jahrzehnten, vor allem in den letzten dreißig Jahren, die Errungenschaften der westlichen industriellen Revolution kopiert. Der Abstand im Technologieniveau zwischen China und den alten Industriestaaten verkürzt sich immer mehr. Gerade jetzt eine CO2-arme Wirtschaft zu entwickeln, bedeutet für China, dass man die Resultate der industriellen Entwicklung der letzten dreißig Jahren verwerfen müsse: „Die EU verfügt über hochentwickelte Technologie hinsichtlich der erneuerbaren Energien und des Umweltschutzes. Japan hat ebenfalls sehr viele Patente im Bereich neuer Energie und Umweltschutz. Die USA verfügen über die Fähigkeit, neue Energieträger zu erforschen und zur Produktreife zu bringen. Wenn die ganze Welt ein CO2-armes Wirtschaftssystem entwickelt, ziehen diese Volkswirtschaften daraus einen unmittelbaren Nutzen. Allerdings steht China auf diesem Gebiet mit ihnen nicht an der gleichen Startlinie", so Zou.

 

Bedeutende Herausforderungen

Chinas Energieressourcen bestehen hauptsächlich aus Kohlenvorräten. Momentan speist sich 70 Prozent des Energieaufkommens aus Kohle. Betrachtet man den gegenwärtigen Stand der chinesischen Wirtschaftsentwicklung, befindet sich das Land in der Phase des Aufbaus einer umfassenden Infrastruktur. In der Fläche werden Straßen gebaut, während in den Mittel- und Großstädten der Bau von U- und S-Bahn vorangeht. In dieser Phase der Wirtschaftsentwicklung wird besonders viel Kohlendioxid freigesetzt. Die entwickelten Länder haben diesen Prozess bereits vor Jahrzehnten angeschlossen.

Hinzu kommt, dass China hinsichtlich der Entwicklung neuer Energieträger noch mit rückständiger Technik und Geldknappheit zu kämpfen hat. Mit der Transformation in Richtung eines CO2-armen Wirtschaftssystems treten gesellschaftliche Fragen deutlich in den Vordergrund, z. B. das Beschäftigungsproblem: „Wohin mit den Arbeitern nach der Schließung von Unternehmen mit hohem Ausstoß von Treibhausgasen?", fragt Zou.

Nach seiner Ansicht sei in China das Bewusstsein für einen ressourcenschonenden Lebensstil noch nicht weit genug verbreitet. Viele Bürger seien noch nicht darauf eingestellt, ihren Alltag energiebewusst zu gestalten. Dennoch muss schon heute mit dem Aufbau einer CO2-armen Wirtschaft begonnen werden.

 

Schlüssel: Überlassung der Technik

 

Wenn China die Technologieprobleme lösen möchte, muss es sich zunächst von den traditionellen Entwicklungswegen der Industriestaaten verabschieden und unmittelbar in den Bereich der CO2-armen Wirtschaft vorstoßen. Es gelte, einen Markt aufzubauen, der für CO2-armes Wirtschaften geeignet sei.

„Hinsichtlich der Überlassung der Kerntechnologie zur CO2-Reduzierung müssen wir gut mit der internationalen Gemeinschaft kooperieren. Es ist erforderlich, dass uns die entwickelten Länder die Technik zur CO2-Reduzierung überlassen, damit solche Technik in den kommenden Jahrzehnten in China weiter verbreitet und angewendet werden kann. Sonst brauchen wir noch eine sehr lange Zeit, um das Ziel der Nachhaltigkeit und der CO2-Reduzierung zu verwirklichen. Deswegen sollte auf dem Kopenhagener Klimagipfel die Kooperation zwischen entwickelten Ländern und Entwicklungsländern angekündigt werden", meint Zou.

„Die Klimaänderung ist nicht allein ein Umweltproblem. Man kann dieses Problem nur im Zusammenspiel zwischen nationalen und internationalen Akteuren, und mit der Entschlossenheit zu einer neuen Form des Wirtschaftens lösen", sagt Zou zum Schluss.

 

 
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