Philippinische Trostfrauen demonstrieren in Manila. Sie fordern eine Entschuldigung und Entschädigungen von der japanischen Regierung (XINHUA)
Zu den führenden Personen dieser rechtsgerichteten revisionistischen Avantgarde gehören prominente Politiker wie Ministerpräsidenten, Kabinettsmitglieder und hohe Beamte, manche im Amt, manche im Ruhestand. Ihre Reden und ihr Verhalten haben nicht nur die Gefühle der Menschen verletzt, die in der Vergangenheit unter Japan gelitten haben, sondern auch Misstrauen im Hinblick auf die künftige Entwicklung Japans geweckt.
Da Japans Pazifismus durch den Revisionismus überschattet wird, sind die Bemerkungen des Ministerpräsidenten zu historischen Themen zu einer Voraussetzung für den Wiederaufbau des politischen Vertrauens zu China und Südkorea geworden. Daher liegt der springende Punkt im Fehlverhalten der rechtsgerichteten politischen Kräfte des Landes. Wenn Japans Regierung weiterhin seine Aggressionen der Vergangenheit schönfärbt und sein revisionistisches Verhalten fortsetzt, wird ein verzerrtes Geschichtsverständnis an künftige Generationen überliefert werden.
Im Hinblick auf die Zivilisten, die unter Japan gelitten haben, sagte Abe ganz beiläufig, dass "zahlreiche unschuldige Bürger litten und Schlachten zum Opfer fielen sowie schlimmen Hunger erdulden mussten."
Abe scheute sich, die brutalen Massaker und andere von der kaiserlichen japanischen Armee begangenen Kriegsverbrechen zu erwähnen. Er verschwieg das Massaker von Nanjing, die Todeslager in Südostasien und die Trostfrauen, stattdessen hob er die Verluste auf japanischem Boden wie die Opfer der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hervor. Er ließ dabei durchblicken, dass Japan ein Hauptopfer des Krieges war.
In seiner Stellungnahme vermischte Abe zudem absichtlich zwei Konzepte: „Aggression" und die „Lösung internationaler Konflikte durch Gewalt" bzw. er setzte beide gleich. So empfahl er beispielsweise „niemals mehr auf irgendeine Form der Bedrohung zurückzugreifen oder Gewalt zur Beilegung internationaler Konflikte zu nutzen", ganz, als sei er ein überzeugter Pazifist. Unter dem Deckmantel des so genannten „proaktiven Pazifismus" spielte Abe Japans Rolle als Aggressor im Zweiten Weltkrieg herunter.
Bei seiner Auflistung der "Länder", die unter der japanischen Herrschaft litten, stellte Abe außerdem Taiwan und China gleichberechtigt nebeneinander und machte so seine Absicht deutlich, Chinas Souveränität in Frage zu stellen.
In seiner Stellungnahme trompetete Abe geradezu Japans friedliche Nachkriegsentwicklung und Werte der Freiheit und Demokratie heraus, statt eine offizielle Entschuldigung für die Aggressionen der Vergangenheit anzubieten. Tatsächlich bewilligten Abe und seine Regierungskoalition vor Kurzem einen umstrittenen Entwurf zum Sicherheitsgesetz im parlamentarischen Unterhaus, ungeachtet der starken Opposition im In- und Ausland. Er untergrub so die pazifistische Verfassung und führte Japan auf den Pfad des Kriegs.
Abes Stellungnahme trug nicht dazu bei, die zerbrochenen Beziehungen zu den Opfern der japanischen Aggression zu kitten, ganz im Gegenteil hat er die Kluft zwischen Japan und seinen Nachbarländern weiter vertieft.
(Der Autor ist Forscher im Bereich Asien-Pazifik-Studien am Chinesischen Institut für Internationale Studien) |