Zwei Überlebende des Massakers von Nanjing, Xia Shuqin (li.) und Chen Guixiang (re.), bei einer Versammlung zum 70. Jahrestag des chinesischen Siegs im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression (XINHUA)
In den vergangenen drei Jahren hat Abe seine revisionistischen Ansichten zur Geschichte bei vielen Gelegenheiten demonstriert. Zum einen stellte er Japans Rolle als Aggressor während des Zweiten Weltkriegs in Frage, seine Begründung: Es gebe keine universelle Definition des Begriffs „Aggression". Zweitens bekundete er Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Gerichtsverfahren des Internationalen Militärgerichtshofs für den Fernen Osten (1946-1948), auch bekannt als Tokioter Prozesse, die zur Verurteilung der größten Kriegsverbrecher führte. Drittens bestritt er, dass die kaiserliche japanische Armee Frauen, die so genannten Trostfrauen, während des Krieges in die sexuelle Sklaverei zwang. Diese Ansichten stellen die allgemeine Einschätzung des Zweiten Weltkriegs in Frage und widersetzen sich jedem moralischen Urteilsvermögen.
Abe wusste, dass er internationale Kritik ernten würde, denn er hatte seine revisionistischen Anschauungen zur Feier des Tages unverfroren in einer geplanten Stellungnahme präsentiert. Unter dem enormem in- und ausländischen Druck ging er schließlich einen Kompromiss ein, indem er den folgenden Satz einfügte: „Die Haltung (der Reue und Entschuldigung), wie sie von vorherigen Regierungen zum Ausdruck gebracht wurde, bleibt auch in Zukunft unerschütterlich."
Das Grundproblem besteht darin, dass Abe keine eigene formelle Entschuldigung anbot. Mehr noch, er versuchte, einen Schlussstrich unter die Entschuldigungen der vorherigen Regierungen zu ziehen. Seine genauen Worte lauteten: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder, Enkel und weitere kommende Generationen, die nichts mit diesem Krieg zu tun haben, dazu prädestiniert sind, sich zu entschuldigen."
Diese Stellungnahme impliziert, dass Länder wie China und Südkorea, die in der Vergangenheit unter Japan gelitten haben, mit ihrem Wunsch nach einer Entschuldigung nur lästig waren. Tatsache ist aber, dass sie Japan das Leben erst schwer machten, als es politisch nach rechts driftete und sich vom Pazifismus entfernte, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs vorherrschend war.
Japanische Politiker forderten, Japan als politische Weltmacht wiederzubeleben. Anstatt über ihre Geschichte der Aggression und ihre Kolonialherrschaft nachzudenken und das Verhältnis zu den Nachbarn zu entspannen, verfolgten sie dieses Ziel, indem sie Japans Beitrag zum Weltfrieden schönredeten. Gleichzeitig halten einige Politiker nach wie vor an revisionistischen Ansichten fest. Sie besuchten den Yasukuni-Schrein, wo die größten Kriegsverbrecher des Landes verehrt werden; sie versuchen die Wahrheit im Hinblick auf die Aggression und Invasionen durch ihr Land in Geschichtsbüchern zu verschleiern. Häufig verleugnen rechtsgerichtete Politker und Wissenschaftler in öffentlichen Reden und Bemerkungen die japanische Aggression und täuschen die Bevölkerung im Hinblick auf die Geschichte ihres Landes.
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