Gemeinsame Interessen
Warum unterstützen zentralasiatische Länder Chinas Vorschlag so stark, die historische Route wiederzubeleben? Ein Schlüsselpunkt ist, dass dies zu ihren jeweiligen strategischen Interessen passt. Die Lage der zentralasiatischen Region ermöglicht es, zwei große Wirtschaftskreise zu verbinden – Europa und den Asien-Pazifik-Raum.
Die zentralasiatischen Länder streben alle an, die Vorteile aus ihrer Lage zu ziehen, ein wichtiger Verkehrskotenpunkt zu sein, der das östliche Ende des Kontinents mit dem westlichen verbindet.
In seiner Rede zur Lage der Nation hat der kasachische Präsident Nazarbayev in diesem Jahr die "Leuchtende Straße" vorgestellt, ein nationaler Entwicklungsplan, der die Priorität darauf legt, das Land zu einer Transitpassage für internationale Güter zu machen. Im Mai 2014 erklärte Nazarbayev, dass es notwendig sei, eine neue Bahnstrecke von Aktau, einem Hafen am kaspischen Meer, nach China zu bauen.
Die Regierung von Tadschikistan hat in seiner nationalen Entwicklungsstrategie unterstrichen, dass das Land ein Transportnetz aufbauen müsse, das alle Richtungen nach Innen und Außen verbindet.
Im Dezember 2014 hat der usbekische Präsident Karimov im Rahmen einer Zusammenfassung der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung gesagt, dass die Modernisierung der Wirtschaft des Landes nicht erreicht werden könne, wenn es nicht schaffe, seine Infrastruktur landesweit zu verbessern – besonders in den Bereichen, die Information der Öffentlichkeit und Transport beinhalten. Daraufhin hat Usbekistan im März 2015 einen Verkehrsentwicklungsplan für 2015 bis 2019 herausgegeben.
In einem Plan, der 2013 eingesetzt wurde und bis 2017 andauert, hat Kirgistan die Entwicklung in den Bereichen Transport, Energie und Bergbau priorisiert.
Eine von Turkmenistan protegierte Resolution zur Rolle des Transport- und Transitkorridors für die Gewährleistung der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung wurde in der 69. Sitzung der UN Generalversammlung am 19. Dezember 2014 angenommen.
Offensichtlich haben die zentralasiatischen Länder ein dringendes Bedürfnis Anschlussfähigkeit aufzubauen, um die nationale Entwicklung voranzutreiben.
Die von China vorgeschlagene Gürtel-Initiative liegt auf einer Linie mit den Bedürfnissen der industriellen Entwicklung der zentralasiatischen Länder. Sie haben viele Gemeinsamkeiten mit Blick auf ihrer nationalen Situation: Sie sind allesamt Entwicklungsländer mit dem gleichen Ziel, Industrie aufzubauen, um Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Die Belastung einen Arbeitsplatz zu finden, lastet besonders schwer auf den jüngeren Generationen in diesen Ländern.
In seinem Entwicklungsplan "Kasachstan-2050" plant das Land den Export von verarbeiteten Produkten bis 2025 zu verdoppeln. Ergänzend hat das Land eine Reihe von Strategien herausgegeben, die diese Runde der Industralisierung unterstützen sollen.
Im März 2015 hat Usbekistan einen Fünf-Jahres-Plan veröffentlicht, der vorsieht, dass die lokale Produktion durch das Anwerben ausländischer Investitionen angetrieben werden soll. Drei weitere zentralasiatische Länder haben ebenfalls ihre jeweiligen Pläne zur Förderung der Industrialisierung vorgelegt.
Die Diversifizierung der Energieexporte ist eine Langzeitstrategie Kasachstans und Turkmenistans, die reich an Energievorkommen sind. Es werden Anstrengungen unternommen, wie der Bau einer Erdgasleitung D von Zentralasien nach China und eine Verlängerung einer Öl-Pipeline von Kasachstan nach China. Diese Vorhaben werden Kasachstans und Turkmenistans Stellung in China sichern – dem weltweit größten Energiemarkt der Zukunft.
Eine Kernmission der Gürtel-Initiative beinhaltet die Entwicklung von Transprtverbindungen, die Verbesserung der Bedingungen für günstigere Logistik, die Beschleunigung der industriellen Kooperation und der Aufbau von Wirtschaftszonen passend zu den Bedürfnissen der Länder entlang des Gürtels – all das entspricht den Zielen der zentralasiatischen Länder. Darüber hinaus kann China die Anforderungen dieser Länder mit der Schaffung von Industrieprojekten und dem Angebot von Investitionsmitteln befriedigen.
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