12-12-2012
International
Australien reicht China die Hand

 

Wie schätzen Sie die Bedeutung der kürzlich vorgeschlagenen “Regionalen umfassenden wirtschaftlichen Partnerschaft“ zwischen der Vereinigung der Südostasiatischen Länder (ASEAN) und seinen sechs Partnern, einschließlich China und Australien, ein?

 

Seit Chinas Beitritt in die Welthandelsorganisation vor einigen Jahren war Australien durchweg eine Handelsnation, und schon seit langem sind wir natürlich dafür, Handels- und Investitionsbarrieren niederzureißen. Aber das gestaltet sich offensichtlich sehr schwierig, wenn jedes WTO-Mitglied bei der so genannten Großen Gesprächsrunde zum multilateralen Handel mitdiskutiert, die Weltwirtschaft aber gleichzeitig unter der globalen Wirtschafts-, Finanz- und der europäischen Schuldenkrise leidet. In mehreren Regionen haben Länder sich daher mit bilateralen Vereinbarungen darum bemüht, durch den Abbau von Handelsbeschränkungen wenigstens einige Gewinne erzielen zu können.

 

Wir haben versucht, dies in den vergangenen sechs Jahren durch Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit China zu erreichen. Es kann kompliziert sein, das mit vielen Parteien auszuhandeln, es kann auch mit zwei Parteien schwierig werden, und wir arbeiten immer noch daran. Aber wir denken, dass einiges für einen regionalen Ansatz spricht. Australien hat seine Unterstützung für die „Regionale umfassende wirtschaftliche Partnerschaft“ zum Ausdruck gebracht und Interesse daran bekundet, aber wir sind natürlich auch in Gesprächen und Verhandlungen über die „Transpazifische Partnerschaft“. Wir sehen kein Problem darin, all diese Dinge gleichzeitig zu tun, denn unserer Ansicht nach braucht die globale Wirtschaft einen Abbau von Handelsbeschränkungen.

 

Ich denke, es wird sehr interessant werden, wie sich jedes dieser Vorhaben entwickelt. Australien setzt sich mit Sicherheit mit aller zur Verfügung stehenden Kraft dafür ein, dass sie alle Erfolg haben.

 

Bergbauförderung: Ein australischer Geschäftsmann im Gespräch mit einem chinesischen Bergbau-Experten beim „Chinesischen Messekongress des Bergbaus 2012“ am 5. November in Tianjin.

 

Abgesehen von den florierenden Handelsverbindungen -- wie bewertet Australien die militärische Zusammenarbeit mit China?

 

Unsere Beziehung zu China hat eine sehr wichtige und starke wirtschaftliche Komponente, aber die Zusammenarbeit in der Verteidigung macht ebenfalls einen recht bedeutenden und wachsenden Anteil aus. Australien ist beispielsweise eines der einzigen beiden Länder, mit denen China auf höchster Ebene einen Dialog über die strategische Verteidigung führt. Auf australischer Seite ist der Chef der Streitkräfte involviert, auf chinesischer Seite der Generalstabschef. Das geschieht bereits seit 15 Jahren. Der Dialog brachte recht beachtliche Programme und praktische Aktivitäten hervor – Dinge wie einen Austausch auf höchster Ebene, gegenseitige Besuche der Streitkräfte und Flottenbesichtigungen.

 

Ich glaube, wir waren das erste westliche Land, das mit China Flottenmanöver durchführte. Im vergangenen Jahr führten wir das erste gemeinsame Übungsmanöver in Sachen humanitärer Hilfe und Katastrophenschutz mit der australischen Streitmacht und der Chinesischen Volksbefreiungsarme in Chengdu durch. Die zweite Übung fand kürzlich in Queensland statt. Ich denke, es gibt eine wachsende militärische Zusammenarbeit zwischen Australien und China. Das ist eine sehr gute Sache.

 

Wie können China und Australien gemeinsam zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen in Asien beitragen?

 

Die Wirtschaft füreinander so weit wie möglich zu öffnen, ist eine Möglichkeit, das Wachstum zu verstärken, aber genau dafür engagieren wir uns auch zusammen in der Asien-Pazifik-Region – entweder durch langfristige Prozesse, die die APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation) involvieren, oder durch mehrere neue Handelsgespräche und Vereinbarungen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die angelaufen sind.

 

Ich glaube, wir können eine Menge in diesem Bereich tun, auch gemeinsam durch unsere Mitgliedschaft in der WTO. Es geht nicht nur um Handel, sondern auch um Investitionen.

 

Ich denke, dass Chinas 12. Fünfjahresplan (2011-15) eine ganze Reihe von Strategien darlegt, die China selbst umsetzen will, teilweise, um in seinem Wachstum weniger abhängig vom Export zu werden und sich mehr auf den heimischen Markt zu verlassen. Ich glaube, es gibt viele australische Firmen, die in der Lage sind, China bei der Umsetzung des 12. Fünfjahresplans zu unterstützen.

 

Hinsichtlich der Kooperation in Sicherheitsfragen gibt es für uns noch breitere regionale Möglichkeiten, sich zu engagieren — sei es durch den Shangri-La-Dialog in Singapur oder das Treffen der Verteidigungsminister der ASEAN-Staaten. Ich würde auch gerne erwähnen, dass Australien ab dem 1. Januar 2013 für zwei Jahre ein nicht-ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats wird, China ist dort natürlich ständiges Mitglied. Wir freuen uns sehr darauf, während unserer zweijährigen Mitgliedschaft zusammen mit China an Sicherheitsproblemen zu arbeiten, die nicht nur diese Region, sondern die ganze Welt betreffen. Ich denke, beide Seiten sind gewillt, das tun, und wir sind in zunehmendem Maße auch fähig dazu.

 

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