2012 feiern die diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Australien ihr 40-jähriges Jubiläum. Während der letzten vier Jahrzehnte haben sich die bilateralen Beziehungen rasant entwickelt. In einem aktuellen Interview mit der Beijing Review erklärt die australische Botschafterin in China, Frances Adams, ihre Sicht auf die boomenden Beziehungen und die bilaterale Kooperation in regionalen Angelegenheiten. Es folgen Ausschnitte aus dem Gespräch.
Beijing Review: Was sind die Vermächtnisse aus vier Jahrzehnten diplomatischer Beziehungen zwischen China und Australien?
Frances Adamson: Seit beide Seiten die gemeinsame Verlautbarung am 21. Dezember 1972 unterzeichnet haben, haben wir in allen möglichen Aspekten unserer Beziehung eine enorme Entwicklung feststellen können, im Handel, bei den Investitionen, im Tourismus, im Studentenaustausch, in der Zusammenarbeit und einigen Dingen, die man nicht quantifizieren kann, die sich aber sicherlich in der Qualität der Beziehung ausdrücken. Ich möchte besonders vier Bereiche hervorheben, in denen wir in den vergangenen 40 Jahren meiner Ansicht nach sehr beachtliche Veränderungen und Entwicklungen beobachten konnten.
Da ist zuerst einmal der Handel. 1972 belief sich der bilaterale Handel auf rund 100 Millionen AU$ (der australische Dollar entspricht ungefähr dem amerikanischen Dollar), heute hat er Daten zufolge ein Volumen von mehr als 150 Milliarden AU$. Die australische Regierung hat außerdem in den vergangenen fünf Jahren 380 chinesische Investitionspläne im Wert von über 81 Milliarden AUS $ bewilligt, die meisten stammten von staatlichen Unternehmen.
Im Bereich Bildung und Wissenschaft stieg die Zahl der chinesischen Studenten an australischen Universitäten bis zum Jahr 2010 auf 167.000. Besonders hervorheben möchte ich die wissenschaftliche Zusammenarbeit, die sich zwischen Universitäten und Forschungsinstituten in Australien und chinesischen Partnern entwickelte. Wir haben zurzeit so viele dieser Partnerschaften, dass es fast unmöglich ist, sie zu beziffern.
Ein weiterer Bereich ist die kulturelle Zusammenarbeit. Ich denke, die Bedeutung der chinesischen Kultur ist innerhalb Chinas wohlbekannt. Viele Chinesen haben aber auch ein gutes Verständnis für die indigenen Kulturen Australiens mit ihrer 40.000 Jahre alten Geschichte. Beide Länder haben zusätzlich zu ihrer langjährigen Geschichte außerdem interessante moderne Kulturgüter ausfindig machen können, die einen wechselseitigen Austausch und gegenseitige Wertschätzung verdienen.
Ich will auch die Entwicklung im Tourismus erwähnen. 1972 kamen weniger als 500 Chinesen zu einem Kurzbesuch nach Australien, 2011 waren es schon 542.000. Anfangs reisten auch nur sehr wenige Australier für einen Kurztrip nach China, 2010 erreichte ihre Zahl bereits über 336.000.
Die australische Regierung gab im Oktober ein Weißbuch mit dem Titel “Australien und das asiatische Jahrhundert” heraus. Warum betont Australien seine asiatische Identität?
Geographisch ist Australien ein Teil der Asien-Pazifik-Region. Man muss nur eine Landkarte betrachten, um diese Frage zumindest teilweise zu beantworten. Ein anderer Teil der Antwort liegt im Handel: Über mehrere Jahrzehnte hinweg hat Australien durch ganz normale Handelsaktivitäten immer mehr Verbindungen zu den Ländern dieser Region, vor allem im asiatischen Raum, aufgebaut.
Wir haben über die Bedeutung natürlicher Ressourcen gesprochen, die einen großen Teil dieser Beziehung ausmachen. Wenn Sie dann aber die Investitionsflüsse betrachten, so kam das Geld traditionellerweise aus Europa und den Vereinigten Staaten. Mittlerweile sind Japan und Südkorea seit vielen Jahren wichtige Investitionsquellen für Australien geworden, und China wird allmählich auch immer bedeutsamer.
Und wenn man zusätzlich noch die Migrationsbewegungen betrachtet – Studenten, Touristen und Geschäftsleute – dann ist Australien außerdem ein sehr multikultureller Ort.
Eine Volkszählung im August des vergangenen Jahres ergab eine Bevölkerungszahl von 22 Millionen Menschen, 860.000 davon sind chinesischer Herkunft. Mandarin ist nach Englisch die am zweithäufigsten gesprochene Sprache in Australien. Natürlich haben auch andere Länder im asiatischen Raum große Communities in Australien und sind sehr verbunden mit dieser Region.
Aber der Titel des Weißbuchs sollte einfach nur die Realität von Asiens Aufstieg widerspiegeln, nicht nur den Aufstieg Chinas, sondern auch den Indiens, den der ASEAN-Staaten als Ganzes und den Aufstieg Indonesiens, einer der engsten Nachbarn Australiens. Das gehört einfach zur Realität dieses Jahrhunderts. Schaut man sich in der Welt danach um, wo wirtschaftliche Aktivität generiert wird, dann ist es in Asien.
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