21-03-2011
International
Euro vor ungewisser Zukunft

Im Zuge der Krise der Staatshaushalte einiger EU-Mitgliedsländer ist der Euro abgesackt. Die Stimmen mehren sich, die für die nahe Zukunft eine Eurokrise voraussagen. Ist die Gemeinschaftswährung zum Scheitern verurteilt? Wie sehen die kurzzeitigen Prognosen für die Weltwirtschaft aus? Kürzlich schrieb Tan Yalin, Chefökonom der China-Abteilung der amerikanischen Money Garden Corp. in einem Artikel für die Shanghai Securities News, dass der aktuelle Zustand der Finanzmärkte einen künftig starken Euro unwahrscheinlich mache. Wir veröffentlichen seinen Beitrag in Auszügen.

Seit seiner Einführung zunächst als Buchgeld am 1. Januar 1999 hat sich der Euro nie unabhängig geregelt, sein Kurswert auf dem internationalen Devisenmarkt spiegelte vielmehr stets die Auswirkungen von Strategien und Manöver rund um den Dollar wider. In den zwölf Jahren seit seiner Einführung hat der Euro zwei Phasen erhöhter Risikoanhäufung erlebt und wird durch zwei weitere gehen müssen, die zu seinem Zusammenbruch führen können.

Während der ersten Zeit nach seiner Einführung 1999-2000 wertete der Euro gegenüber dem Dollar ab, was den Zusammenhalt zwischen den Ländern der Eurozone untergrub. War der Euro bei seiner Einführung noch 1,17 Dollar wert, sank er bis zum 24. Oktober 2000 auf 0,82 Dollar ab; er hatte also 29,9 Prozent seines ursprünglichen Wertes eingebüßt. Die Schuldenkrise innerhalb der Eurozone hat sich verschärft und die jüngsten Gefahren werden ähnliche Ereignisse wie den Staatsbankrott Griechenlands auslösen. Die fortgesetzte Abwertung schwächte das Fundament der Zusammenarbeit zwischen den Staaten der Eurozone. Meinungsumfragen seit dem Jahr 2003 zeigen, dass eine wachsende Zahl von Bewohnern der Eurozone den Euro nicht beibehalten wollen. 

In der zweiten Phase, von 2001 bis 2009, wertete der Euro zwar auf, aber die Harmonie in der Eurozone war gestört. Im April 2008 erreichte der Euro seinen Höchststand gegenüber dem Dollar mit 1,62 Dollar, seither pendelt er zwischen 1,40 und 1,50 Dollar. Aber immer noch werden rund 60 Prozent der weltweiten Währungsreserven in amerikanischen Dollars gehalten. Der Dollar bleibt für den Welthandel, das Bankensystem und die Devisenreserven die dominante Währung.  Zudem reflektiert der Eurokurs nicht den tatsächlichen Wert des Euro, sondern den Wert von Strategien im Dollarhandel. Das Auseinanderklaffen von Devisenkurs und inärentem Wert offenbart die Schwäche des Euro und zeigt die Überlegenheit des Dollar über die Gemeinschaftswährung auf.

Die Aufwertung des Euro verhalf der Wirtschaft der Region nicht zum Aufschwung, sondern führte im Gegenteil zu Schwierigkeiten hinsichtlich Kooperation und Wirtschaftswachstum. Dass die Engländer ihren Plan aufgegeben haben, der Eurozone beizutreten, kann man als direkte Folge dieser Entwicklung sehen. Stattdessen ist Großbritannien an die Seite der Vereinigten Staaten als Partner im Euro-Dollar Wettbewerb getreten.

Vor diesem Hintergrund wertet der Euro in seiner dritten Phase (2010 – 2011) erneut auf, zugleich aber bröckelt seine institutionelle Verankerung. Die Eurokrise kam mit dem Wertverlust des Euro Anfang des Jahres auf, aber die Gefahr wird noch wachsen und schließlich in eine Katastrophe münden. Die Probleme, die Portugal und Griechenland mit ihren Staatshaushalten haben, werden die wahre Krise nur auslösen oder beschleunigen.

Die Grundfeste der EU wurden durch die Staatsverschuldung ihrer Mitglieder erschüttert, was unmittelbar den Willen zum Zusammenhalt innerhalb der Eurozone geschwächt hat. Deutschland und Frankreich zeigten sich bereits uneins in der Frage des Rettungsplans für Griechenland. Gemeinsames Handeln der Staaten der Eurozone wird angesichts wachsender Probleme der Staatshaushalte immer unwahrscheinlicher.

In der vierten Phase (2012 – 2013), wenn das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung restlos ruiniert sein wird, kommt es erneut zur Abwertung. Der Kurs wird ins Bodenlose fallen und schließlich zum Ausbruch einer neuen Eurokrise führen. Der Euro wird an die Stelle des Dollars als Auslöser einer neuen Weltfinanzkrise treten. Die Geschichte wiederholt sich – diesmal wird der Euro ihr Opfer sein.