Partner vereinbaren verstärkte Kooperation in internationalen Angelegenheiten. China pocht auf "ausgewogeneren, objektiveren und wahreren" Blick der Europäer.
Der Chinesische Ministerpäsident Wen Jiabao mit der EU Hohen Repräsentantin für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton
Kürzlich kamen Vertreter Chinas und der Europäischen Union zu strategischen Gesprächen zusammen. Dabei betonte die chinesische Seite die Notwendigkeit für die EU, einen ausgewogeneren Blick auf China einzunehmen. Sie sollte nicht nur Chinas Erfolge sehen, sondern auch die Herausforderungen, vor denen das Land stehe.
Der chinesische Staatskommissar Dai Bingguo und die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, leiteten gemeinsam die Sitzung am 1. September in Guiyang, der Hauptstadt der Provinz Guizhou.
Trotz seines rasanten wirtschaftlichen Aufstiegs dürfe China keine Überheblichkeit an den Tag legen oder so tun, als sei es reicher oder ärmer als es in Wahrheit ist, sagte Dai. Das Land habe seit Beginn der Öffnungspolitik vor über dreißig Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht, aber es sei noch immer ein Entwicklungsland.
Die Provinz Guizhou, Dais Heimat, ist nach wie vor weit weniger entwickelt als die Küstenregionen im Osten des Landes. Vor dem Treffen hatte die EU-Delegation besonders verarmte ländliche Gebiete nahe Guiyang besichtigt. Die Tour sollte den EU-Offiziellen die großen Unterschiede in Chinas Entwicklung vor Augen führen.
Der strategische Dialog habe das Ziel, das gegenseitige Verständnis zu verbessern, politisches Vertrauen auszubauen und die Zusammenarbeit zwischen China und der EU zu vertiefen, so die chinesische Vize-Außenministerin Fu Ying zur staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
China hoffe, der Dialog werde der EU ein „ausgewogeneres, wahreres und objektiveres" Bild des Landes und seiner Entwicklung vermitteln, so die Vize-Ministerin.
Die Volksrepublik habe ein klares Bild von ihrer Position in der internationalen Arena und dem Stand ihrer Entwicklung, so Dai. Er fügte hinzu, dass das Land weiterhin besonderen Wert auf die wirtschaftliche Entwicklung legen werde.
China brauche ein friedliches internationales Umfeld, um seine Entwicklung weiter fortsetzen zu können. Diese werde sich positiv auf das Streben nach weltweitem Frieden und Entwicklung auswirken, so Dai. Das Land strebe keine Hegemonialstellung an und werde seine Entwicklung weiter strikt friedlich vollziehen.
Des weiteren diskutierten die beiden Delegationen während ihres Treffens in Guiyang die Beziehungen zwischen China und der EU, sowie andere internationale Themen.
Das Treffen fand als Vorbereitung für den China-EU-Gipfel im Oktober statt. Es war bereits der fünfte strategische Dialog zwischen den beiden Partnern – und der erste, seit beide Seiten sich darauf verständigt hatten, den Dialog künftig nicht mehr auf der Vize-Außenministerebene stattfinden zu lassen, sondern aufzuwerten.
Die bisherigen Treffen hatten zwischen chinesischen Vize-Außenministern und Vertretern der Länder stattgefunden, die die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne hatten.
China unterstütze die europäische Integration und bewerte die Beziehungen zur EU als besonders wichtig, so Dai. Beide Seiten sollten sich bemühen, die Beziehungen zu verstärken – durch Politik- und Kulturaustausch und das Erörtern sensibler Themen in angemessener Form.
Ashton, die außerdem Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission ist, stimmte Dai zu. Neben der Verstärkung des politischen und wirtschaftlichen Dialogs mit China werde die EU nach neuen Kooperationsfeldern suchen. Die EU sollte Chinas Entwicklung als Chance betrachten für mehr Handel, Investitionen und somit für mehr Arbeitsplätze, so Ashton.
Die EU schätze Chinas Rolle in der Welt und den Einfluss, den das Land in internationalen Fragen habe. Die Gemeinschaft hoffe, die Zusammenarbeit mit China zu verstärken, um gemeinsam globale Angelegenheiten zu lösen.
In diesem Jahr feiern China und die Europäische Union das 30-jährige Bestehen der Aufnahme offizieller Beziehungen. In der jüngeren Vergangenheit hat die Zusammenarbeit der beiden Partner große Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich Handel. Seit 2004 ist die EU Chinas größter Handelspartner, zwei Jahre darauf wurde die Gemeinschaft außerdem Chinas größter Exportmarkt. Die EU verdrängte damit die USA auf den zweiten Platz.
Offizielle Statistiken zeigen, dass 2008 das China-EU-Handelsvolumen 425,58 Milliarden US-Dollar betrug, ein Plus von 19,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2009 fiel es im Zuge der Wirtschaftskrise auf 364,1 Milliarden US-Dollar. Doch von diesem Rückschlag hat sich der Handel rasch wieder erholt. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres machte das Handelsvolumen wieder 210 Milliarden US-Dollar aus, 37 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Bei einem Treffen mit Ashton in Beijing am 2. September nannte der chinesische Außenminister Yang Jiechi die Gebiete Handel, Green Economy und Zukunftstechnologie als vielversprechende Felder, auf denen die beiden Partner künftig zusammenarbeiten könnten. |