28-06-2010
International
Griechische Wirtschaftsministerin in China: Ausweg aus der Krise suchen
von Wu Sheng und Zhou Xinyi

 

Um ihrem Land einen Ausweg aus der Finanzkrise zu weisen, ist die griechische Ministerin für Wirtschaft, Wettbewerbsfähigkeit und Seefahrt, Louka T. Katseli, am 21. Juni nach China gekommen, um für die Unterstützung Chinas auf dem G20-Gipfel in Toronto zu werben.

Angesichts drohenden Staatsbankrotts bleibt Griechenland keine andere Wahl als seinen Schuldenberg drastisch abzubauen, denn nur so kann das Land mit Unterstützung der Euro-Partnerländer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnen. In den ersten vier Monaten des Jahres hat die griechische Regierung ihr Haushaltsdefizit um 42 Prozent verringert. Aber die Bevölkerung des Landes, insbesondere Kleinverdiener, haben mit radikalen Protesten auf die Sparmaßnahmen der Regierung reagiert. Seit Anfang Februar wurde das Land mehrfach von landesweiten Streiks lahmgelegt. Professor Andrew Clare von der britischen Cass Business School meint, Griechenland sollte sich vor allem darum bemühen, seine Einnahmequellen zu erweitern, unter anderem durch eine Erhöhung der Steuereinnahmen.

Die griechische Wirtschaftsministerin rief chinesische Unternehmer zu Investments in ihrem Land auf. „Das Investment von Griechen in China und das Investment von Chinesen in Griechenland soll ein solides Fundament für die griechisch-chinesische Zusammenarbeit bilden", so die Ministerin.

 

Export nach China um 40 Prozent gestiegen

Im Jahr 2009 belief sich das Außenhandeldefizit von Griechenland gegenüber China auf 2,8 Milliarden Euro, während das Handelsvolumen der beiden Länder insgesamt nur drei Milliarden Euro ausmacht.

Allerdings sagt Louka Katseli: „Ich habe ein sehr interessantes Phänomen beobachtet, von Januar bis April ist unser Export nach China um 40 Prozent gestiegen."

Nach Angaben der Wirtschaftsministerin treibe die griechische Regierung die Öffnung des heimischen Marktes für Nicht-EU Länder mit dem Ziel der Anwerbung von Investitionen weiter voran. Mit dem Wachstum in- und ausländischer Investitionen ist das Exportvolumen von Griechenland deutlich angestiegen. „Ich prognostiziere, dass wir bis 2011 die wirtschaftliche Wiederbelebung von Griechenland erleben können", sagt die Ministerin.

Am 15. Juni hat eine Delegation chinesischer Unternehmer unter der Leitung von Vizeaußenminister Zhang Dejiang Griechenland besucht. Im Rahmen des Besuchs haben China und Griechenland insgesamt 14 Handelsabkommen in den Bereichen Schifffahrt, Immobilien und Export landwirtschaftlicher Produkte unterzeichnet.

Obwohl Andrew Clare einräumt, dass die europäische Krise China gute Investitionsmöglichkeiten bietet, erinnert er zugleich daran, dass die Schwäche des Euro noch relativ lange anhalten wird. Auch definierten sich die meisten europäischen Länder als Wohlfahrtsstaaten, was Investitionen nicht gerade erleichtern würde. 

 

Auf dem G20-Gipfel wirbt Griechenland für Kooperation

Gegenwärtig herrscht Unruhe in der griechischen Gesellschaft. Zahlreiche Streiks und Protestkundgebungen haben sich auch auf die Geschäftsaktivitäten von Chinesen in Griechenland ausgewirkt. Allerdings betont Louka Katseli, dass die griechische Regierung die Sicherheit ausländischer Investitionen garantiere. Entsprechende Gesetze und Regelungen seien ausgearbeitet worden. Die Ministerin hebt hervor, dass Griechenland ein freies und demokratisches Land sei: „Wir respektieren das Recht eines jeden Arbeiters, zu demonstrieren und zu streiken."

Analysten meinen, obwohl Investitionen in Griechenland nicht ungefährdet seien, gebe es für chinesische Unternehmen nach wie vor gute Gewinnaussichten, denn Produkte aus China bewegten sich meist im unteren Preissegment. In der Krise griffen die Konsumenten bevorzugt zu preisgünstigen Produkten.

Gemeinsam mit dem Internationalem Währungsfonds (IWF) hat die EU letzten Monat Griechenland für die kommenden drei Jahre Kredite in Höhe von rund 110 Milliarden Euro gewährt. Dies soll dem Land dabei helfen, aus der Krise zu kommen. Allerdings droht die Schuldenkrise sich auf andere Staaten der Eurozone auszubreiten, darunter Spanien und Irland. Der G20-Gipfel in Toronto vom vergangenen Wochenende sollte auch der Stabilisierung des Euro dienen.

 Louka Katseli legt Wert auf die Feststellung, dass sich die Haushaltslage in Griechenland verbessert habe. In ihren Augen sind die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands auf Ramschstatus durch die Ratingagentur Moody's und die negative Stimmung auf dem Finanzmarkt, die in der Forderung gipfelt,  Griechenland möge sich aus der Eurozone zurückziehen, vollkommen unbegründet. Aber auch die härteste Kritik werde sich nicht negativ auf die Zusammenarbeit zwischen Griechenland und anderen Ländern auswirken.

Andrew Clare ist hingegen in großer Sorge um die Eurozone: „Der G20-Gipfel ist eher eine riesige Talkshow. Ich bin sehr skeptisch, ob aus Toronto Signale kommen werden, die den Euro retten können", sagt er.

In seinen Augen liegt die entscheidende Schwäche der Eurozone darin, dass es an einer einheitlichen Finanzstruktur und einer echten EU-Regierung mangele. „Offen gestanden bin ich sehr pessimistisch hinsichtlich der Zukunft des Euro. Auch sehe ich nicht, wie China den Wert seiner Eurobestände erhalten kann. Meine Meinung ist, dass es keine Lösung für dieses heikle Problem gibt", sagt Clare. (Quelle: 21cbh)