Patrik Wermelinger stellt auf der Marketing-Veranstaltung Luzern vor. (Quelle: Wirtschaftsförderung Luzern)
Einer unter Tausenden von ausländischen Besuchern auf der Weltausstellung ist Patrik Wermelinger. Im Vergleich zum Aufenthalt vieler Besucher, die sich für die EXPO ganz entspannt viel Zeit nehmen, ist die EXPO-Reise von Wermelinger angespannt und kurz, weil er nur einen halben Tag auf dem Expo-Gelände verbracht und dabei einen einzigen Pavillon besichtigt hat. Trotzdem hat die Weltausstellung bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen: „Die Weltausstellung ist in vielfacher Weise faszinierend, schon allein die Dimension des Ausstellungsgeländes. Als Organisator hat China Großartiges geleistet und alles hervorragend von A bis Z organisiert. Jedes Land präsentiert sich auf unterschiedliche Weise."
Vom Nichtwissen zum engen Kontakt
Patrik Wermelinger ist Manager der Marketing und Promotionsabteilung der Wirtschaftsförderung Luzern (Business Development Lucerne). Ende 2008 begann die Regierung des Kantons Luzern, in China um Investoren zu werben. So schlug für Patrik Wermelinger die Stunde, China besser kennen zu lernen.
„Es ist jetzt das fünfte Mal, dass ich in China bin. Bevor Business Development Lucerne mit seinem China-Programm offiziell anfing, hatte ich so gut wie keinen Kontakt zu China und wusste fast nichts über dieses Land. Was ich über China wusste, kam aus einem Lehrbuch und den Medienberichten in der Schweiz. Damals war China für mich noch ganz weit weg", sagt Patrik Wermelinger. Jetzt kommt er jedes Jahr mehrmals nach China, um Unternehmen zu kontaktieren und Marketing-Veranstaltungen zu organisieren. „Jetzt ist eine Dienstreise nach China bereits ein selbstverständlicher Teil meiner Arbeit geworden."
In seinen Augen ist die neue Überseestrategie chinesischer Unternehmen eine folgerichtige Erscheinung der Wirtschaftsentwicklung: „Zu Beginn der Reform und Öffnung haben viele europäische Firmen China als günstigen Produktionsstandort entdeckt. Die Globalplayers sind nach China gekommen, um hier Produkte herzustellen. Dank der niedrigen Lohnkosten sind die in China hergestellten Produkte auf dem europäischen Markt konkurrenzfähig. Ungefähr 50 Prozent aller in Europa angebotenen Waren kommen aus China. Das heißt, China ist bereits auf dem europäischen Markt vertreten, als Produzent. Zahlreiche chinesische Unternehmen sind vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung rasch gewachsen. Sie finden sich nicht länger damit ab, nur Hersteller für ausländische Firmen zu sein, sondern möchten direkt in den ausländischen Markt einsteigen", so analysiert Wermelinger.
Gleichzeitig sei Internationalisierung eine Maßnahme für Unternehmen, die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen, weil sie den Unternehmen einen weiteren Entwicklungsraum bieten könne. Aus dieser Perspektive lege Luzern großen Wert darauf, dass China in Europa investiert, meint Wermelinger.
„Kostenvorteil" ist ein „Kostenvorurteil"
Wermelinger findet, dass viele große Städte Chinas wie Beijing und Shanghai den meisten Weltmetropolen sehr ähnlich seien. Im Vergleich zu seiner Heimatstadt Luzern, sind die zwei Städte natürlich viel größer, auch sei das Lebenstempo ungleich hektischer. „Jedes Mal, wenn ich eine Dienstreise nach China unternehme, finde ich, dass die Zeit sehr knapp ist. Es ist ganz normal für mich, an einem Tag drei bis vier Unternehmen zu besuchen. Und diese drei Unternehmen können sich ohne weiteres in verschiedenen Städten befinden", sagt Wermelinger mit einem Lächeln.
Sein erster Eindruck, dass alle Dinge in China sehr preisgünstig seien, ist durch seinen nunmehr engen Kontakt mit China total umgestürzt. Er meint, dass man immer Klischees über ein fremdes Land habe. Zum Beispiel sei der erste Eindruck, den die Schweiz auf viele chinesische Unternehmer macht, der eines reichen und teuren Landes. Allerdings ist tatsächlich manches in der Schweiz nicht so teuer wie in Beijing und Shanghai. Zum Beispiel beträgt die durchschnittliche Miete im Jahr 2009 für ein Bürogebäude in Luzern umgerechnet 284 US-Dollar pro Quadratmeter, während sie in Beijing bei 643 US-Dollar liegt. „Viele meiner chinesischen Partner haben mir die Frage gestellt, ob man auf den Straßen der Schweiz viele Luxusautos sehen kann. In der Tat habe ich in der Schweiz in einem Jahr nicht so viele Luxusautos gesehen wie in China an einem einzigen Tag!"
Wermelinger sagt, dass die Reise auf die EXPO im strengen Sinne eine Geschäftsreise sei, weil er gemeinsam mit seinen Kollegen in Shanghai eine Marketing-Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Deshalb stand er auch ein wenig unter Druck. Über die Veranstaltung vom 22. Mai auf dem EXPO-Gelände spricht er ganz begeistert: „25 Vertreter chinesischer Firmen haben daran teilgenommen. Sie interessierten sich sehr für die Schweiz. Nachdem sie sich über die Schweiz und die Investitionsumwelt in Luzern informiert hatten, waren sie überrascht. Sie meinten, dass die Schweiz nicht so teuer sei wie sie dachten."
Luzern lockt chinesische Firmen an
Auf der EXPO-Plattform war die Marketing-Veranstaltung ein Erfolg. Die Teilnehmer haben sich nicht nur über die Investitionsmöglichkeiten und die Wirtschaftsförderungspolitik Luzerns informiert, sondern auch den schweizerischen Pavillon auf der EXPO besichtigt. Als Schweizer ist Wermelinger zufrieden mit der Art, in der sich die Schweiz im Pavillon präsentiert.
Er ist überzeugt davon, dass Luzern ein idealer Standort für chinesische Firmen ist, die auf dem europäischen Markt Flagge zeigen wollen. Wenn sie ihren Auslandssitz in die Schweiz verlegen, können sie vom günstigen Steuersatz des Kantons profitieren und zugleich in ganz Europa investieren. Zudem birgt die neutrale Schweiz kaum politische Risiken. Dank seiner günstigen geografische Lage und Verkehrsinfrastruktur ist Luzern perfekt an alle Staaten Europas angebunden.
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