Die Zahl der Todesopfer infolge einer Bombenexplosion am Samstagabend in der Nähe eines Hochzeitssaals in der südöstlichen Provinz Gaziantep stieg auf 50, wie die türkischen Behörden berichteten. 94 Personen wurden verletzt. 

Bisher hat niemand die Verantwortung für die Explosion übernommen, doch Samil Tayyar, ein Abgeordneter der regierenden Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP), sprach auf Twitter die Vermutung aus, dass der Angriff von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) durchgeführt worden war.

Auch der stellvertretende Premierminister Mehmet Simsek glaubt, dass es sich um einen Selbstmordanschlag handelte. "Wir verurteilen die Verräter, die diesen Angriff organisiert und durchgeführt haben", erklärte die Lokalregierung von Gaziantep.

Lokale Medien berichteten, dass sich die Explosion gegen 22:40 Uhr Ortszeit im vorwiegend von Kurden bewohnten Stadtviertel Sahinbey ereignete. Lokale Reporter und Beamte sagten, dass die Familie, welche die Hochzeit feierte, aus dem Osten der Türkei stammte.

Ambulanz und Polizei erreichten den Tatort kurz nach dem Angriff. Er wurde abgeriegelt. Hunderte Anwohner versammelten sich in der Nähe, um für die Toten zu beten und die Angreifer anzuprangern.

Die Explosion ereignete sich am gleichen Tag, an dem der türkische Premierminister Binali Yildirim in Ankara versprach, in den nächsten sechs Monaten eine "aktivere" Rolle bei der Lösung der Syrienkrise zu spielen.

Yildirim hatte auch strengere Maßnahmen gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei (PKK) angekündigt, welche die Vereinigten Staaten, die Europäischen Union und die Türkei als terroristische Organisation betrachten.

Die Sicherheitslage in der Türkei hat sich nach dem gescheiterten Putschversuch im vergangenen Monat stark verschlechtert. Am Donnerstag wurden in der östlichen Provinz Bitlis durch eine vermutlich von der PKK gezündete Straßenbombe fünf Soldaten getötet und sechs weitere verletzt.

Ebenfalls am Donnerstag haben militante PKK-Kämpfer in der Nähe des Dorfs Hizan im Bezirk Bitlis einen Dorfbewohner und einen Soldaten verwundet. Am Morgen des gleichen Tags war in der östlichen Provinz Elazig in der Nähe einer Polizeistation eine weitere Bombe gezündet worden, die mindestens drei Polizisten tötete und 217 Personen verletzte, darunter 85 Polizeibeamte.

Am Mittwochabend verletzte eine Autobombe in der östlichen Provinz Van mindestens 73 Menschen, darunter 20 Polizisten. Ende Juni haben drei Angreifer, angeblich militante IS-Kämpfer, im Istanbuler Atatürk-Flughafen um sich gefeuert und Bombengürtel gezündet. Dabei starben 44 Menschen und über 200 wurden verletzt.

Seit Juli 2015 starben in den Konflikten innerhalb der Türkei und im Nordirak über 500 Mitglieder der türkischen Sicherheitskräfte und Tausende PKK-Mitglieder. Seit 1984, als die PKK erste Angriffe gegen die Regierung startete, kamen in den gewaltsamen Auseinandersetzungen mehr als 40.000 Menschen ums Leben.