11-02-2009 Beijing Rundschau
Der Rücktritt des Bundeswirtschaftsministers im Spiegel der Presse

Chaos meldet auch das “Handelsblatt” unter der Überschrift: “Glos stürzt Union ins Chaos":

“Glos hatte die Kanzlerin am Samstagmittag über seine Pläne informiert. Merkel riet ihm von dem Schritt ab, den Brief an Seehofer publik zu machen. Der Zeitpunkt für eine Kabinettsumbildung sei nicht günstig. Seit Glos sein Rücktrittsangebot an Seehofer dennoch öffentlich machte, hat sich Merkel nicht mehr zu dem Fall geäußert. In der CDU werden deshalb Berichte dementiert, die Kanzlerin habe am Samstag einen formellen Rücktritt von Glos abgelehnt.” Der Chefredakteur des “Handelsblatts”, Bernd Ziesemer, kommentiert: “Egal, wie CDU und CSU die akute Krise managen, die Glos mit seinem Schritt ausgelöst hat: Wirtschaftspolitisch werden die Monate bis zur Bundestagswahl für die Union sicherlich nicht leichter. Schon jetzt verstehen viele Wähler den christdemokratischen Kurs mit milliardenschweren Konjunkturpaketen nicht mehr, wie zahlreiche Meinungsumfragen zeigen. Gerade Kernschichten der Unionsklientel, vor allem der Mittelstand, kritisieren die ordnungspolitische Orientierungslosigkeit im Kanzleramt. Gerade in dieser Zeit, in der kurzfristige keynesianische Konjunkturpolitik zum Gebot der Stunde geworden ist, darf nicht vollständige Beliebigkeit in der Wirtschaftspolitik einkehren. Für Wirtschaftsliberale ist die Union auf dem besten Weg, sich selbst unwählbar zu machen.”

Andrea Seibel kommentiert in der “Welt": “Glos ist in den folgenden Jahren ein nicht präsenter und erfolgloser Wirtschaftsminister geworden. Er war nicht der Richtige, man kann auch sagen, unfähig für dieses Amt, das pfiffen die Spatzen mehr oder weniger hämisch von den Dächern. Aber darin belassen hat man ihn dennoch all die Jahre. Von Verantwortungsbewusstsein zeugt dies allerdings nicht. Eher von Not in einer Union, die keine klare wirtschaftspolitische Ausrichtung mehr hat." Hajo Schumacher ebenfalls in der “Welt": Es verstärkt sich der Eindruck, dass die Kabinettsmanschaft ausgerechnet im Tal der Krise mit jedem Befindlichkeits-Firlefanz beschäftigt ist, aber nicht mit dem Schicksal des Landes und seiner Bürger. Mangelnde Führungsstärke wirft Vize-Kanzler Steinmeier der Chefin provozierend offen vor, und CSU-Chef Seehofer zelebriert sie nahezu täglich. Die feine Linie zwischen gelassenem Führen und bröselndem Machtgefüge ist nicht immer klar zu sehen." “Offenbar hatte die Kanzlerin durch ihr Agieren in der Krise einen Traditionskern der CDU verletzt: die Marktwirtschaft. Die großzügige Hilfe für die Banken erzeugte bei kleinen und mittleren Unternehmen, Kernwählerschaften eben, das Gefühl von Vernachlässigung".

   <   1   2  

 
Kurze Nachrichten


Wirtschaft
Top-Services
Hotel
Routenplaner
Wechselkurs
Rent a car
City Apartments Vermietung
Reise durch China
Schreiben Sie an uns
Aboservice
Wetter
Über Beijing Review | Über Beijing Rundschau | Rss Feeds | Kontakt | Aboservice | Zu Favoriten hinzufügen
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24,
100037 Beijing, Volksrepublik China