29-07-2009 Quelle:Xinhua
„Die echte Wiederbelebung kommt erst nach der Transformation der Wirtschaft"

In welcher Phase befindet sich gegenwärtig die chinesische Wirtschaft? Wo liegt der Schlüssel zum Aufschwung? Li Yining, Ökonom und Leiter des Wirtschaftsausschusses der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV), hat kürzlich in einem Interview mit Xinhua seine Einschätzung abgegeben und Vorschläge unterbreitet.

Noch keine tragfähige Grundlage für eine Erholung der Wirtschaft

Seit dem vierten Quartal des letztes Jahres wurde Chinas Wirtschaft von der Finanzkrise schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im dritten und vierten Quartal 2008 war Chinas BIP noch um 9,0 bzw. 6,8 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal 2009 lag die Wachstumsrate hingegen nur noch bei 6,1 Prozent. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, hat die chinesische Regierung ein Konjunkturpaket aufgelegt, das vor allem die Inlandsnachfrage anregen soll.

„Die gegenwärtige Wirtschaftslage kann man in drei Sätzen zusammenfassen: Die Wirtschaft hat die Talsohle bereits durchschnitten, sie wird sich langsam erholen, allerdings ist die Grundlage für die Erholung noch nicht stabil", sagt Li. „Es gibt drei Hindernisse für Chinas Wirtschaft: Der Rückgang der Exporte aufgrund der Wirtschaftskrise ist noch nicht gebremst. Der Konsum wächst nicht so schnell wie erhofft, und der Transformationsprozess der Wirtschaft ist zu langsam."

Vier Kennzahlen zeigen die Richtung der Wirtschaftsbelebung

Obwohl sich die chinesische Wirtschaft zu stabilisieren beginnt, ist China nach wie vor von der Krise betroffen. Die Tendenz bei den Exporten hat sich noch nicht umgekehrt. Deswegen kann auch noch keine Rede von Aufschwung sein. Was aber sind die gültigen Kennzeichen einer Wiederbelebung?

Li meint, man müsse von vier Kennzahlen ausgehen: 1.) den Stromverbrauch, 2.) dem Güterumschlag der Häfen, 3.) dem Frachtvolumen des Güterverkehrs im Binnenland, und 4.) der Auslastung der Industriekapazitäten.

Bei diesen vier Kennzahlen ist der Stromverbrauch vielleicht der unzuverlässigste Indikator, denn neben der Industrie verbrauchen natürlich auch die privaten Haushalte Elektrizität. Deshalb muss man den Anteil der Industrieproduktion am Stromverbrauch herausrechnen. Rückläufige Exporte führen zu einer Verringerung des Güterumschlags in den Überseehäfen des Landes. Ist der Konsum zu gering, macht sich dies in einem Rückgang des Frachtvolumens bemerkbar. Die Auslastung der industriellen Kapazitäten gibt Auskunft über das Investitionsklima und die Auftragslage der Wirtschaft.

Innovation ist der Schlüssel zur Transformation der Wirtschaft

„Die echte Wiederbelebung kommt erst nach der Transformation der Wirtschaft. Nur dann wird sich der Aufschwung als stabil und nachhaltig erweisen", betont Li Yining.

Im Jahr 1998 war China mit der Asienkrise konfrontiert. Innerhalb von drei Jahren hat China die Investitionen erweitert und die Infrastruktur ausgebaut. Im Jahr 2002 lag die Wachstumsrate bei 9,1 Prozent. In den folgenden fünf Jahren ist Chinas Wirtschaft jedes Jahr um mehr als 10 Prozent gewachsen.

„Die rasante Wirtschaftsentwicklung brachte nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich. Der Aufschwung hat ein grundsätzliches Problem verdeckt. In einer Aufschwungphase verdrängt man die Notwendigkeit eines Transformationsprozesses. Eine Boomphase löst allgemeine Zufriedenheit aus, niemand denkt in so einer Situation an die Notwendigkeit eines Umbaus der Wirtschaft. Ein vernünftiger Prozess wird aufgehalten", sagt Li. Er findet es sehr bedauerlich, dass China die Asienkrise nicht zur Transformation seiner Wirtschaft genutzt hat.

Li gibt zwei Probleme zu bedenken, die auftreten, wenn man zur Wiederbelebung vor allem auf Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen setzt: durch erleichterte Kreditaufnahme erhöhen sich die Investitionen. Allerdings steigen auch die Preise. Das führt wiederum dazu, dass die Banken ihre Kriterien für die Kreditvergabe verschärfen. Dies aber läutet einen erneuten Abschwung der kaum wiederbelebten Wirtschaft ein. Das andere Problem hat mit der Struktur der Investitionen zu tun: investiert man in Branchen, die nicht länger konkurrenzfähig sind, steigen die Kosten für Lagerhaltung, da die Produkte nur schwer absetzbar sind. Betrieben, die nicht florieren, werden die Banken die Kreditlinien kürzen. Die Folge: eine erneute Abkühlung der Wirtschaft.

Li beschreibt ein derartiges Wachstumsmodell als „W-Muster", oder als „Doppeltes V“. „Auch ohne Einleitung eines Transformationsprozesses kann sich die Wirtschaft erholen, allerdings ist es auch leicht für sie, sich wieder abzukühlen. Dann braucht es zu ihrer Wiederbelebung erneut ein Konjunkturpaket. Ich mag so ein Muster nicht", sagt Li. Sie sollte sich lieber nach einem „U-Muster" entwickeln. „Die Talsohle im U-Muster ist ja größer als im V-Muster. Allerdings kann sich die Wirtschaft in der Talsohle wandeln. Danach kann sie wieder wachsen, aber auf einer stabileren Grundlage", meint Li.

Um die Wirtschaftskrise zu bewältigen, haben USA und EU viel in die „Grüne Wirtschaft" investiert. Sie hoffen, so Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln. Li findet, dass auch China dringend eine „Grüne Wirtschaft" braucht. Hinzu kommt der Bedarf an neuen Technologien zur Überwindung der Energieknappheit. „Sänken zum Beispiel die Kosten für Meerwasserentsalzung, wäre das Problem des Trinkwassermangels rund um die Bohai-See gelöst. Das wäre ein echter Durchbruch", sagt Li.

 
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