16-02-2009 Quelle: Nanfang Weekend
Chery schaltet einen Gang runter...
von Liu Ding

Von der weltweiten Rezession in der Automobilindustrie bleiben auch die chinesischen Autobauer nicht verschont. Sie haben Personal abgebaut und die Produktion heruntergefahren. Mit der Verlangsamung der Konjunktur werden die Mängel in der Unternehmensstruktur sichtbar.

„Jetzt ist es hier viel ruhiger geworden", seufzt Lao Wei, ein „Motorradtaxifahrer". Lange Zeit ist sein Geschäft vor den Fabriktoren von Chery sehr gut gelaufen. Chery ist einer der bekanntesten chinesischen Autobauer. Mit seinem Motorrad pendelt er täglich zwischen Fabrik und Bushaltstelle hin und her. Seine Fahrgäste: Arbeiter bei Chery. „Früher gab es viele Arbeiter in der Fabrik. Ich konnte täglich mindestens hundert Yuan verdienen. Jetzt gibt es allerdings immer weniger Leute bei Chery. Ich verdiene gerade noch dreißig Yuan am Tag", sagt Wei.

Auf dem großen Parkplatz vor der Produktionsstätte von Chery stehen die Autos auf Halde. Viele Arbeiter wurden entlassen. Die Ma Steel GmbH, ein Zulieferer von Chery, wurde als erste ein Opfer der Krise. Im zweiten Halbjahr 2008 hat sie einige ihrer Walzstraßen stillgelegt. Das Durchschnittsgehalt der Arbeiter von Ma Steel ist von über 1000 Yuan pro Monat auf ungefähr 800 Yuan gesunken.

Nicht nur Chery, sondern auch JAC Motors, ein anderer wichtiger Autoproduzent Chinas, hat alle Zeitarbeiter entlassen. Ein Teil der Mitarbeiter ist auf Kurzarbeit gesetzt worden: statt für fünf Tage in der Woche reicht die Arbeit nur noch für vier. In einer Reifenfabrik in Weihai in der Provinz Shandong wurden 70 Prozent der Belegschaft mitgeteilt, dass sie zu Hause bleiben sollten, bis es wieder Arbeit gibt.

 

Chinas Autoindustrie kommt ins Stottern

Wie der Immobilienmarkt so hat auch die Automobilindustrie in China in den letzten Jahren einen beispiellosen Boom erlebt. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich das Volumen des Automarktes verdreifacht. Ende 2008 ist China der drittgrößte Autohersteller weltweit und verfügt über den zweitgrößten Markt. Allerdings hat die Rezession der Automobilindustrie mittlerweile auch China erreicht.

Einerseits leiden die chinesischen Autobauer unter der schwindenden Kaufkraft der Konsumenten, andererseits sehen sie sich der wachsenden Konkurrenz ausländischer Hersteller ausgesetzt. Denn diese sehen Chinas Automarkt angesichts der Krise als rettenden Strohhalm.

„Die Lage ist vollkommen anders als vor einigen Jahren, als die ausländischen Marken viel teurer als die einheimischen Autos waren. Der Preisvorteil von Chery schrumpft. Ein Standardmodell von Chery kostet 50 000 bis 60 000 Yuan, während ein normaler Santana von Volkswagen heute nur noch etwa 60 000 Yuan kostet. Wenn man noch 20 000 oder 30 000 Yuan drauflegt, kann man sich sogar ein Modell von Toyota oder Honda kaufen. Wenn ich die freie Wahl hätte, würde ich bestimmt keinen Chery kaufen", sagt Wang Gang, ein Taxifahrer aus Hefei, der Hauptstadt der Provinz Anhui. Er fährt einen neuen A5 von Chery, der im Oktober vom Taxiunternehmen in großer Stückzahl im Rahmen einer Aktion der Provinzregierung angeschafft wurde.

„In der Krise sind die inländischen Firmen den Joint-Ventures deutlich unterlegen", sagt der Manager eines Zulieferers von Chery, der ungenannt bleiben möchte. „Durch die überlegene Technik und das Management, das von den ausländischen Partnern beigesteuert wird, haben die Joint-Ventures eine hervorragende Ausgangslage."

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