(Foto von Xinhua)  

Eine niedrige Geburtenrate und ein negatives Wachstum der ständigen Wohnbevölkerung (in Deutschland offiziell als „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“ bezeichnet) sind in letzter Zeit in China in den Blickpunkt gerückt, da die jüngsten Statistiken zeigen, dass 16 der 34 Regionen auf Provinzebene im letzten Jahr ein negatives Wachstum der ständigen Bevölkerung verzeichnet haben.

Experten warnen, dass China sich frühzeitig auf ein unvermeidliches negatives Bevölkerungswachstum einstellen müsse und es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich der Trend weiter ausweitet. Auch wenn kurzfristig kaum Auswirkungen zu beobachten sein werden, wird dies auf lange Sicht Chinas Arbeitskräfte und die gesamte Wirtschaft belasten.

In einem von der „China Population Association“ auf WeChat veröffentlichten Artikel warnte Yuan Xin, Professor an der School of Economics der Nankai University, dass Chinas negatives Bevölkerungswachstum unvermeidlich sei. In China herrsche schon seit 30 Jahren eine niedrige Geburtenrate, und die sog. Trägheit des positiven Bevölkerungswachstums sei bald erschöpft, erklärte Yuan. Bereits während des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) werde sich das negative Bevölkerungswachstum daher ausweiten.

„China wird nach Japan die zweite Großmacht der Welt mit negativem Bevölkerungswachstum und das größte Land mit negativem Bevölkerungswachstum sein. Dieser Trend wird ein wichtiger Aspekt der demografischen Situation sein, mit der sich China bei seinen zukünftigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsentscheidungen auseinandersetzen muss", so Yuan.

Kurzfristig werde ein negatives Bevölkerungswachstum nur geringe Auswirkungen auf die sozioökonomische Entwicklung Chinas haben, da die Bevölkerung in den ersten Jahren langsam um einige Hunderttausend bis etwa eine Million pro Jahr abnehmen werde. Das mache einen sehr geringen Prozentsatz der 1,4 Milliarden Menschen in China aus, erläuterte He Yafu, ein unabhängiger Demograf, in der Global Times am Dienstag.

Langfristig wird dies jedoch große Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft haben. In Verbindung mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wird dieser Trend die Arbeitskräfte belasten, und auch der Druck auf die Rentenzahlungen wird wesentlich größer sein. Darüber hinaus wird ein lang anhaltendes negatives Bevölkerungswachstum Chinas demografische Vorteile schwächen und schließlich die Wirtschaft des Landes beeinträchtigen.

Um die Auswirkungen eines negativen Bevölkerungswachstums zu verringern, sei die Aufrechterhaltung eines angemessenen Fertilitätsniveaus die Grundlage, aber die derzeitigen politischen Anreize in China würden bei weitem nicht ausreichen, kritisierten die Experten.

China hat im August 2021 eine Gesetzesänderung verabschiedet, die es jedem Paar erlaubt, drei Kinder zu bekommen, und die angesichts der Dringlichkeit und Schwere der chinesischen Bevölkerungsentwicklung, die durch sinkende Geburtenraten, eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung und eine zunehmende Alterung der Bevölkerung gekennzeichnet ist, Maßnahmen zur Unterstützung des Kinderkriegens vorsieht.DieseDrei-Kind-Politik sollte sich jedoch nicht lediglich auf die Aufhebung der Beschränkungen beim Kinderkriegen beschränken, sondern vielmehr auf die Gestaltung und Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen, forderten die Experten.