Weniger als fünf Prozent der bei Expressverpackungen verwendeten Kartons werden wiederverwendet. Fast alle Kunststoffverpackungen landen auf Deponien. Das ergab ein Bericht, für den von Juli bis September 37 Universitäten und Wohnanlagen sowie vier E-Commerce-Unternehmen in 18 chinesischen Provinzen oder Städten befragt wurden.

Die CO2-Emissionen aus Lieferverpackungsdienstleistungen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 13 Millionen Tonnen, so dass 710 Millionen Bäume gefällt werden mussten, hieß es in dem Bericht. Ohne eine umweltfreundlichere Politik werden sich die Emissionen bis zum Jahr 2025 mehr als vervierfachen.

Der gemeinsame Bericht der Umweltgruppe Greenpeace Ostasien, der Nichtregierungsorganisation All-China Environment Federation und der Bewegung Break Free From Plastic China wurde am 11. November, dem jährlichen Kaufrausch am Tag der Alleinstehenden, veröffentlicht.

Chinas Expressversandindustrie ist in den vergangenen 30 Jahren jährlich um 41,5 Prozent gewachsen. In dem Land, das heute der größte Expressversandmarkt der Welt ist, ist auch die Menge der Verpackungsabfälle gestiegen. Mehr als 900 Tonnen Lieferverpackungsmaterial wurden im Jahr 2018 verbraucht. Im Jahr 2000 waren es noch zwei Tonnen, so der Bericht.

„Während des derzeitigen Einkaufskarnevals am Tag der Alleinstehenden, sollten wir die enormen Umwelt- und Ressourcenkosten hinter dem Wunder des chinesischen E-Commerce- und Expresslieferungsmarktes nicht ignorieren“, sagte Tang Damin, Plastikaktivist bei Greenpeace Ostasien.

Lieferverpackungen lassen sich laut dem Bericht in zwei Hauptkategorien, Papier und Kunststoff, einteilen. Papierkartons machen nach Anzahl 44 Prozent aller Lieferverpackungen aus. Plastiktüten machen 34 Prozent der Gesamtmenge aus, der Rest sind Schaumstoffkartons, gewebte Beutel und andere Verpackungsarten.

Dem Bericht zufolge werden rund 80 Prozent der Kartons recycelt, wobei 15 Prozent mit Abfall gemischt werden. Fast alle Kunststoffverpackungen werden verbrannt oder landen auf Deponien. Fast 1,4 Milliarden Yuan (181 Millionen Euro) wurden im Jahr 2018 für die Verbrennung oder Vergrabung von Verpackungsabfällen ausgegeben. Es wird erwartet, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2025 mehr als verdreifacht, wenn man davon ausgeht, dass sich die Recyclingquoten nicht verbessern werden.

Das staatliche Postamt, das den Expresslieferungsmarkt überwacht, hat im vergangenen Monat strengere Vorschriften für umweltfreundliche Zustelldienste erlassen. Die Behörde verlangte, dass 70 Prozent der von Expressbetrieben verwendeten Verpackungsmaterialien bis Ende dieses Jahres erneuerbar sind. Derzeit sind es 44 Prozent.

Laut einem Anfang des Jahres veröffentlichten Branchenbericht wurden von der Expresslieferindustrie einige Verbesserungen bei der Reduzierung von Verpackungsabfällen vorgenommen. Insgesamt 96 Prozent der Zustelldienste haben digitale Lieferscheine angenommen. Ein dünneres Verpackungsband mit einer Breite von 45 Millimetern – in der Vergangenheit waren es 60 Millimeter – ist in der Branche weit verbreitet. Einige führende E-Commerce-Unternehmen wie JD und Suning haben ihre eigenen Recycling-Boxen eingeführt. Die Verwendung dieser Boxen sei jedoch bisher in begrenztem Umfang erfolgt, hieß es in dem Bericht.

„E-Commerce-Unternehmen und Expressdienstleister sollten sich mehr bemühen, Einwegverpackungen zu reduzieren, um das Abfallproblem zu lösen“, sagte Lu Weizhen von Break Free From Plastic China.

In dem Bericht fordern die Organisationen mehr Ermutigung und verbindliche Maßnahmen, um die Marktteilnehmer dazu anzuregen, Verpackungen zu reduzieren und die Recycling- und Wiederverwendungsquoten zu erhöhen. Sie fordern verbesserte Vorschriften und den Aufbau eines grünen Zertifizierungssystems in der Branche.