Einem Bericht des Marktforschungsinstituts Zhiyan zufolge wurden im vergangenen Jahr in China über fünf Millionen Tonnen Austern verzehrt. Der Umsatz übertraf entsprechend 17 Milliarden Yuan RMB (umgerechnet etwa 2,3 Milliarden Euro). Wie also geht eine Nation mit einer solchen Liebe zu Austern damit um, dass diese Leckerei in einem anderen Land sogar als eine Art „Katastrophe" beachtet wird? Über 10.000 chinesische Internetuser hatten sofort gute Vorschläge zur Hand:

Weibo-User Lichunliang Leon kommentierte: „Dänemark soll chinesischen Besuchern ein spezielles Austern-Visum zur Verfügung stellen. Wenn Chinesen mit dem Visum innerhalb von zehn Jahren mehrmals nach Dänemark einreisen könnten, würden die Austern innerhalb von fünf Jahren aussterben. " Huagenicong schrieb: „Wie wäre es mit einer Austern-Immigration? Ich esse und ihr zahlt." Einige andere Weibo-User halfen mit Rezepten für leckere Austerngerichte. Ein weiterer postete sogar Bilder von den traditionellen Häusern in der chinesischen Küstenstadt Quanzhou, die mit Austernschalen gebaut wurden, und schrieb dazu: „Wir nutzen sogar die Schalen, vom superleckeren Austernfleisch ganz zu schweigen! "

Durch die heiße Online-Diskussion wittern chinesische und internationale Unternehmen schnelle Geschäftschancen. Kurz nach der Veröffentlichung der Nachricht nahmen die zwei größten chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba und JD.com Kontakt mit der dänischen Botschaft auf und diskutierten über Importmöglichkeiten von dänischen Austern nach China. Die arabische Fluggesellschaft Emirates bot den Chinesen Tickets zu Sonderpreisen nach Dänemark an. Auch viele chinesische Tourismusunternehmen stellen rasch Reiseangebote vor und berichten über eine erhöhte Zahl von Interessenten für Reisen nach Dänemark. 

Die Aufregung im Internet um die Austern weckte sogar die Aufmerksamkeit des dänischen Ministerpräsidenten Lars Lokke Rasmussen. Während seines China-Besuchs am Dienstag lud er chinesische Feinschmecker nach Dänemark ein. „Die jüngste Diskussion in den chinesischen Sozialen Netzwerken zeigt das starke Interesse der Chinesen an einer Reise in den nördlichen und westlichen Teil von Dänemark. Sie werden dort nicht nur unsere schönen Küsten und historischen Sehenswürdigkeiten erleben, sondern uns auch helfen, die frischen und appetitlichen Austern aus dem Meer zu verzehren. Herzlichen willkommen!", sagte Rasmussen. Ihm sei zwar noch nicht klar, wann chinesische Konsumenten dänische Austern zu Hause genießen können werden, das Interesse der chinesischen Netizens habe ihn aber begeistert. Er sehe dadurch Exportmöglichkeiten für dänische Austern in die Volksrepublik.