15-03-2013
Korrespondenten der BR
Ma Xu: Altersheime allein können das Problem der Seniorenbetreuung nicht lösen
von Zeng Wenhui

Es soll mehr Unterstützung für den Aufbau der Seniorenbetreuung geben, heißt es im Tätigkeitsbericht der Regierung. Ma Xu, Abgeordneter des 12. NVK und Präsident des Forschungsinstituts für Wissenschaft und Technik bei der Staatlichen Kommission für Bevölkerung und Familienplanung, erklärte, China könne das Problem der Seniorenbetreuung jedoch nicht einfach durch die Einrichtung von Altersheimen lösen. Die Seniorenbetreuung sollte eher durch soziale Organisationen und professionelle Betreuer in den Wohnvierteln der älteren Menschen erfolgen. China sei der Staat mit den meisten Senioren und dem schnellsten Zuwachs dieser Bevölkerungsgruppe in der Welt, erklärte Ma. Die meisten Städte seien mit dem Problem einer alternden Gesellschaft konfrontiert. „China ist darauf nicht gut vorbereitet," so Ma.

In den letzten Jahren hat die Regierung zwar viel investiert und zahlreiche politische Maßnahmen ergriffen, aber diese Maßnahmen und Finanzmittel beträfen nur die Infrastruktur. Die Senioren benötigten mehr Dienstleistungen, mehr Aufmerksamkeit für ihr Wohlergehen. „In dieser Hinsicht reicht das Versorgungsangebot der Regierung nicht aus," so Ma. Die Zahl der Altersheime sei in den letzten Jahren zwar schnell gestiegen, aber die meisten Senioren wollen dort nicht leben. Sie zögen ihre eigene Wohnung oder eine Betreuung in ihrem Wohnviertel vor, so Ma. Auch im Ausland wurden anfangs wie in Skandinavien viele Altersheime errichtet, später ging man aber wieder zur Seniorenbetreuung zu Hause oder im vertrauten Wohnviertel über. „Die Familie ist immer noch die Grundlage für den Lebenswillen der Senioren", meint Ma. Wegen der Familienplanungspolitik hat sich allerdings die Familie verkleinert, Senioren finden in einer alternden Gesellschaft ein leeres Nest vor. Zurzeit liegt in China die Familienstruktur „4-2-1" im Trend: vier Senioren, ein Ehepaar, ein Kind. Eine Seniorenbetreuung durch die Familie sei unmöglich. An ihre Stelle sollten soziale Organisationen in den Wohnvierteln treten, meint Ma.

In einem Interview mit der Beijing Rundschau erklärte Ma, dass die Zukunft einer alternden Gesellschaft zwischen Familie und Altersheim liege, kleine und Kleinstorganisationen sowie professionelle Pfleger sollten den Service der Seniorenbetreuung übernehmen. Wenn man für die Betreuung der Senioren langfristig keine gute Lösung fände, könne dies das Konsummodell der wertschöpfenden Lohnarbeiter beeinflussen, betont Ma. Er schlägt vor, in wirtschaftlich entwickelten Regionen wie Beijing-Tianjin-Hebei, Perl-Fluss- und Yangtze-Fluss-Delta eine Senioren-freundliche Gesellschaft aufzubauen. „Das könnte als Vorbild wirken", sagte Ma. Konkret heißt das, moderne Technik für die künftige Lebensweise der Senioren zu nutzen, mehr professionelle Organisationen für die Seniorenbetreuung zu Hause zu unterstützen und das Wohlfahrtswesen für die Senioren zu fördern. Auch das Marktpotenzial der Senioren ist noch zu entdecken, letztlich sollen mehr gemeinschaftliche Organisationen für Senioren eingerichtet werden, so dass diese ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten und sich daran erfreuen können.