09-01-2013
Korrespondenten der BR
Großstadtstress---Wie man leichter ein Taxi bekommt

Zur Rushhour haben alle Stadtbewohner, vor allem wenn sie in einer Metropole von der Größe Beijings leben, dasselbe Problem: Wie bekomme ich ein Taxi? Bei schlechtem Wetter nehmen die Schwierigkeiten noch zu. Einige Fahrer weigern sich nämlich, bei dichtem Verkehr oder miesem Wetter Fahrgäste mitzunehmen. In jüngster Zeit sind darüber zahlreiche Beschwerden eingegangen.

Nehmen wir zum Beispiel Beijing. In diesem Winter erlebt die Stadt den kältesten Winter seit zehn Jahren, Schnee und eisige Temperaturen inklusive, was das Taxiproblem noch gravierender macht. Die meisten würden wohl der Behauptung zustimmen, dass das Warten auf ein Taxi bei Temperaturen unter null einer Tortur gleichkommt.

Tatsächlich wird das Thema schon lange heiß diskutiert und verlangt nach effektiven Lösungen. Im Folgenden präsentieren wir ausschnittsweise, welche Ideen die Medien dazu haben.

 

 Li Zheng (People's Daily): Warum ist es so schwer, ein Taxi zu bekommen? Alles in allem gibt es einen Mangel an Transportdienstleistungen. Nehmen wir Beijing als Beispiel: Jedes Jahr ziehen viele Menschen vorübergehend oder dauerhaft in die Stadt, die Gesamtzahl der Taxis aber bleibt konstant, nämlich bei rund 67.000. Bei einem so beträchtlichen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist es so gut wie unmöglich, Probleme zu vermeiden.

Gräbt man etwas tiefer, kommt man zum Kern des Problems: die großen Hürden für Taxifahrer beim Geschäftseinstieg. Taxidienste gehören zu einer speziellen Branche: Die Zahl der Taxis wird nämlich durch die Anzahl der von den Behörden ausgegebenen Lizenzen bestimmt. Strenge Kontrollen der Taxibetriebe führen geradewegs zu einem großen Ungleichgewicht.

Es ist allgemein bekannt, dass es in Stoßzeiten am schwierigsten ist, ein Taxi zu bekommen. Die meisten glauben, das läge daran, dass dann zu viele Menschen dasselbe wollen. Tatsache ist aber, dass sich viele Taxifahrer weigern, zur Rush Hour Fahrgäste mitzunehmen. Weitere Nachfragen haben tiefer liegende Probleme aufgedeckt, die Preisgestaltung und Gewinnverteilung betreffen.

Taxifahrer müssen Verwaltungsgebühren an ihre Unternehmen zahlen. Außerdem steigen die Fahrpreise nicht entsprechend, obwohl die Subventionen für Benzin gemessen am Ölpreisanstieg gering ausfallen. Das macht Taxifahren zu einem harten Geschäft mit geringen Gewinnen. Daher weigern sich Fahrer natürlich, zur Rushhour und bei schlechtem Wetter zu fahren.

Da wir nun die Wurzel allen Übels erkannt haben: Könnte die Regierung nicht ihre Kontrolle über die Taxibranche lockern und so den Markt vergrößern? Eine bessere Gewinnaufteilung könnte außerdem mehr Leute in diesen Job locken.

Wenn die Regierung den strengen Zugriff auf das Taxigeschäft lockern würde, könnte durch ungeregelten Wettbewerb allerdings eine chaotische Situation entstehen. Das wäre nicht der richtige Weg. Dennoch muss die Regierung noch eine Menge Anstrengungen unternehmen, um die Verwaltung dieses Dienstleistungssektors zu verbessern. Das Problem ist lösbar. Entscheidend ist, die Gewinnverteilung vernünftiger zu gestalten, um den Gesetzen des Marktes zu folgen.

 

Zhang Guohua (First Financial Daily): Taxis werden in vielen Städten immer mehr zu einem der wichtigsten Transportmittel. Darum ist die Schwierigkeit, ein Taxi zu bekommen, für viele Menschen ein wichtiges Thema.

Das geringe Interesse der Taxifahrer, Fahrgäste vor allem während der Rushhour mitzunehmen, hängt zum großen Teil mit ihrem niedrigen Einkommen zusammen. In Beijng müssen die Fahrer beispielsweise zuerst 5000 bis 6000 Yuan (615 – 738 Euro) an ihre Unternehmen zahlen, bevor sie selbst Gewinn einfahren. Wenn zunächst so viel Geld verloren geht wird, leidet die Arbeitsmotivation enorm.

Einige Experten betonen, dass die Taxipreise in Beijing deutlich niedriger sind als in anderen internationalen Städten. Daher sei es nötig, die gegenwärtigen Preisregelungen zu ändern und die Kilometergebühren während der Rushhour zu erhöhen, um die Fahrer zu motivieren, ihren Job gut zu machen.

 

Han Han (Beijing News):  Anders als in den meisten Städten werden Taxis in Beijing von vielen benutzt und sind nicht nur ein Privileg für Wohlhabende.

Nach Angaben der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften vom 20. Dezember 2012 liegt Beijing, wenn es darum geht, problemlos ein Taxi zu bekommen, an 28. Stelle von insgesamt 38 chinesischen Großstädten. Rund 8,48 Prozent der Befragten gaben an, dass es oft mehr als eine halbe Stunde dauere, ein Taxi anzuhalten, bei 45,29 Prozent waren es 10 bis 30 Minuten.

Die Unzufriedenheit ist im Laufe der Zeit immer größer geworden, das Problem aber geblieben. Auch wenn die Regierung versucht hat, den Fahrern zu verbieten, Fahrten zu verweigern, reichen Strafmaßnahmen allein nicht aus, um das Dilemma zu lösen. Verkehrsstaus, das Fehlen spezifischer Berufsstandards, die ineffiziente Durchsetzung von Gesetzen und der Mangel an Innovationen im Servicebereich sind zusätzliche Probleme, die richtig angegangen werden müssen.  

In Beijing überschreitet die Zahl der Pendler die Verfügbarkeit der Transportdienstleistungen. Da das Verkehrsnetz die Nachfrage noch nicht befriedigen kann und der Besitz von Privatwagen streng limitiert ist, sollten Taxis als ein wichtiger Bestandteil in das Verkehrssystem integriert werden, statt nur als Ergänzung betrachtet zu werden.

Die strenge Begrenzung der Taxianzahl sollte korrigiert werden. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Nachfrage, die Zahl der Taxis aber blieb gleich. In gewissem Sinne empfiehlt es sich, darüber nachdenken, diese Dienstleistung maßvoll bezirksweise auszuweiten, je nach Nachfrage.

Staus sind ein Hauptproblem. Als Teil des öffentlichen Nahverkehrs sollten Taxis wie Busse behandelt werden, und z.B. auch spezielle Fahrspuren nutzen können. Die Regierung sollte dazu beitragen, die Zahl der Taxis bei schlechtem Wetter zu erhöhen. Taxiunternehmen sollten für schlecht abgewickelte Fahrten zu Stoßzeiten zur Verantwortung gezogen werden.

Wenn Fahrgäste zum selben Ziel wollen, ist Taxi-Sharing eine gute Idee. In Städten wie Chongqing und Changsha zeigen Displays im Taxi der Einfachheit halber Fahrtrichtung und Zahl der Fahrgäste an.

Zunehmend weitverbreitete Praktiken der Fahrer, wie das gezielte Auswählen einzelner Fahrgäste, sollten zudem streng kontrolliert und bestraft werden.

Die wachsenden Schwierigkeiten, ein Taxi zu rufen, beeinträchtigen Lebensqualität und städtische Entwicklung. Nur eine intelligente Positionierung kann zur Lösung dieses Problems beitragen.