Wassergräben aus der mittlerweile mehr als 2000 Jahre zurückliegenden Qin-Zeit seien hier noch immer in Betrieb. Wenn der Abgeordnete des NVK und Parteisekretär der Kommission für Entwicklung und Reform des Autonomen Gebiets Ningxia der Hui-Nationalität, Yuan Jinlin, von diesen Verhältnissen in seiner Heimat spricht, schwingt in seinen Worten weniger Stolz auf die Geschichte als vielmehr Besorgnis über den Zustand der Wasserwirtschaft in Ningxia mit.
Yuan Jinlin, Abgeordnete des NVK und Parteisekretär der Kommission für Entwicklung und Reform des Autonomen Gebiets Ningxia der Hui-Nationalität
In dem Tätigkeitsbericht der Regierung, den der chinesische Ministerpräsident dem 11. Volkskongress vorgelegt hat, heißt es, China werde eine koordinierte Entwicklung zwischen Regionen fördern und den Aufbau des Westens weiter vertiefen. Die Abgeordneten des NVK aus dem Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität sehen darin eine Chance, die Kluft zwischen Ningxia und den Küstengebieten im Osten Chinas zu verringern.
Ningxia liegt am Mittellauf des Gelben Flusses, des zweitgrößten Flusses Chinas und ist eine Binnenprovinz ohne Zugang zum Meer. Gebirge und Hochplateau machen drei Viertel der gesamten Fläche der Provinz aus. Hier herrscht das Klima der trockenen Subtropen. Der Gelbe Fluss (Huanghe), der sich 397 Kilometer durch die Provinz windet, ist der hauptsächliche Wasserlieferant für die Region. Die Landschaft ist geprägt durch trockene Winter, heiße Sommer und viel Sonne. Der Norden der Provinz wird häufig von Sandstürmen heimgesucht.
Eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung des Autonomen Gebiets der Hui-Nationalität ist der Mangel an Wasser. Nach Angaben von Yuan Jinlin leiden im trockenen Norden Ningxias rund 500 000 Menschen unter Trinkwassermangel, während zur gleichen Zeit in der Landwirtschaft der Region das Wasser nur sehr ineffizient genutzt wird. Verschwenderische Flutbewässerung und reparaturbedürftige Wassergräben aus uralter Zeit sind immer noch in Betrieb. Yuan sagt, dass etwa 60 Prozent des Wassers vergeudet oder unwirtschaftlich genutzt wird.
Vor diesem Hintergrund hat die lokale Regierung dazu aufgerufen, eine wassersparende Landwirtschaft zu betreiben. Dazu hat sie den Begriff des Austauschs der Wassernutzungsquote eingeführt. Yuan erklärt, beim Austausch der Wassernutzungsquote handelt es sich darum, dass die Landwirtschaft ihre Wassernutzungsquote an die Industrie weiterreicht, während die Industrie aus ihren Gewinnen den wassersparenden Umbau der Landwirtschaft finanzieren soll. Auf diese Weise ist das Problem unzureichender Wasserversorgung der Industrie teilweise beseitigt worden.
Nicht beseitigt ist aber nach wie vor der Mangel an Krediten und anderen Finanzdienstleistungen in Ningxia, so Yuan. Mit der Entwicklung der Wirtschaft und der Implementierung der Politik „Erschliessung des Westens" ist in Ningxia vor allem auf dem Lande und in den kleineren Städten ein wachsender Bedarf an Finanzdienstleistungen entstanden. Die staatlichen Geschäftsbanken ziehen sich jedoch Schritt für Schritt aus der Fläche zurück. In den ländlichen Gebieten Ningxias ist das Netz der Geldinstitute mittlerweile so stark geschrumpft, dass viele Bewohner von Kleinstädten keine einzige Bank mehr finden können, bei der sie ihr Geld einlegen, geschweige denn Kreditanträge einreichen könnten! Yuan sagt, dass der Mangel an Finanzdienstleistern so krass sei, dass die meisten Investoren mit großen Geldkoffern durch die Gegend laufen müssten, um ihre Transaktionen abzuwickeln.
Die Ursache für diese Entwicklung sei darin zu suchen, dass die Kommerzbanken ihre Filialen in den wirtschaftlich unterentwickelten Gebieten und unterhalb der Kreisebene geschlossen oder zusammengelegt hätten. In ihrem Streben nach höherer Rendite hätten sich die Geschäftsbanken immer ausschließlicher auf die großen Städte, großen Unternehmen, großen Investitionsprojekte und Kunden aus dem VIP-Bereich konzentriert. Der wachsende Bedarf nach Finanzdienstleistungen auf dem Lande werde hingegen ignoriert. Der Chef der Kommission für Entwicklung und Reform in Ningxia erinnert die Kommerzbanken deshalb daran, dass man auch mit kleinen Projekten gute Gewinne erwirtschaften kann. Mit Kreditzusagen könne man den Reichtum der Region an Arbeitskräften, Bodenschätzen, kulturellen und touristischen Ressourcen voll zur Entfaltung bringen, so Yuan weiter. Als guter Banker sollte man das Entwicklungspotenzial Ningxias erkennen und ein wenig mehr Risikobereitschaft an den Tag legen. |