01-03-2012
Porträt
Zheng Guoguang: Bessere Wetterforschung im Dienste der Bevölkerung
von Miao Xiaoyang

Zheng Guoguang

Unwetter zählte schon immer zu den größten Bedrohungen für den Anbau von Getreide in China. Im diesjährigen Tätigkeitsbericht der Regierung hat Ministerpräsident Wen Jiabao betont, dass China vor dem Hintergrund des Klimawandels den Katastrophenschutz ausbauen müsse. Die Reporterin der Beijing Rundschau Miao Xiaoyang hat mit dem Direktor des Amtes für Meteorologie und Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes Zheng Guoguang über Klimawandel, Katastrophenschutz , Reduzierung der Folgen der Katastrophen und Sicherheit der Getreideproduktion gesprochen.

Seit Oktober letzten Jahres werden vor allem die Provinzen Shandong und Henan, wo sich die größten Anbauflächen von Weizen befinden, von Dürre heimgesucht, was zum Preisanstieg von Getreide im Einzelhandel beigetragen hat. Zur Situation bei Winterweizen meint Zheng Guoguang, das zwar bis Anfang Februar unverkennbar Wassermangel geherrscht habe, der im letzten Herbst ausgesäte Winterweizen bislang aber noch nicht in die entscheidende Wachstumsphase getreten sei, in der viel Wasser gebraucht würde. Die Situation habe sich durch Schneefälle am 25. und 27. Februar entspannt. Durch effektive Bewässerungsmaßnahmen dürften sich die dürrebedingten Verluste in der Weizenproduktion minimieren lassen.     

Dazu müsste der Winterweizen jedoch ab Mitte März, wenn der Weizen schnell heranzuwachsen beginnt,  reichlich bewässert werden. Diese Phase sei für den Ernteertrag von entscheidender Bedeutung. Man müsse sich weiterhin auf unsichere meteorologische Faktoren einstellen und notwendige Maßnahmen, darunter auch die Erzeugung künstlichen Regens, ergreifen, um die Getreideproduktion zu gewährleisten, so Zheng.

Zur Frage, ob die Chemikalien, die zur Erzeugung des künstlichen Regens eingesetzt werden, die Umwelt belasten, meint Zheng, dass der künstliche Regen hauptsächlich durch Stickstoff, gefrorenes Kohlendioxid und Silberiodid ausgelöst werde. Dabei komme Silberiodid in so geringer Menge zum Einsatz, dass es der Umwelt nicht gefährlich werden könne.  

Mit dem Klimawandel wird die Erde häufiger denn je von extremen Wetterlagen heimgesucht. Vor diesem Hintergrund gewinnen Unwetterwarnungen und Katastrophenschutz  in China immer mehr an Bedeutung. Um den Einfluss des Klimawandels auf Häufigkeit und Verlauf von Unwettern zu erforschen, hat China in acht Gebieten Beobachtungsstationen errichtet, u.a. in den Einzugsgebieten der FlüsseTarim, Songhuajiang, Haihe und Huaihe, am Drei-Schluchten-Staudamm und am Poyang See.

Dank effektiver Maßnahmen sind die wetterbedingten Verluste an Menschenleben und Sachwerten in den vergangenen fünf Jahren deutlich zurückgegangen. Der Katastrophenschutz und der Wetterdienst für die Landwirtschaft wurden intensiviert, was zu den guten Ernteerträgen der letzten Jahre beigetragen hat, so Zheng weiter. Für den kommenden 12. Fünfjahrplan besteht nach Zheng die Kernaufgabe der Meteorologie weiterhin darin, die Genauigkeit der Wetterprognose – vor allem der Unwetterwarnung – zu erhöhen. Man müsse in der Analysetechnik neue Wege beschreiten, um Unwetterwarnungen möglichst genau und noch ortsbezogener geben zu können.

Die Zentralregierung hat sich das Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2015 ein dichtes Netz an Wetterstationen über das Land zu legen und ein modernes Forschungssystem aufzubauen. Dafür werde die Regierung acht bis neun Milliarden Yuan aufwenden. Als öffentliche Dienstleistung müsste der Wetterdienst gleichermaßen der städtischen wie der ländlichen Bevölkerung zur Verfügung stehen, so Zheng weiter. Während des 12. Fünfjahresplans müsse erreicht werden, dass 95 Prozent der Staatsfläche vom Wetterdienst erfasst werden könne.

Zheng Guoguang schlug dem Nationalen Volkskongress vor, entsprechende Standards und Gesetze zum Unwetterschutz auszuarbeiten. „Große Bauprojekte sollten vor ihrer Freigabe hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf das Klima überprüft werden."