01-03-2012
Porträt
Chef des Qingdaoer Hafens: Jeder einzelne Arbeiter trägt zur Energiesparung und Emissionsreduzierung bei
von Xu Bei

 

„Man muss mit dem geringsten Geländeverbrauch die größte Umschlagskapazität schaffen", sagt Chang Dechuan, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Hafens von Qingdao, der sich als Abgeordneter des Nationalen Volkskongresses (NVK) gegenwärtig in Beijing aufhält. Auf der Gruppendiskussion der Shangdonger Delegation hat Chang ausführlich dargestellt, welche Fortschritte sein Unternehmen auf dem Gebiet der Energieeinsparung und Emissionsreduzierung gemacht hat.

 

 

Chang Dechuan im Interview mit Beijing Rundschau

 

Höhere Leistungsfähigkeit durch Energiesparen

„Um einen Hafen zu entwickeln, braucht man die Küstenlinie, Grund und Boden und ein Seegebiet. All das zählt zu den nicht-erneuerbaren Ressourcen. Deswegen sollte man beim Ausbau von Hafenanlagen dafür Sorge tragen, mit dem geringsten Bodenverbrauch und der geringsten Küstenverbauung die größtmögliche Umschlagskapazität zu schaffen", sagt Chang. Die vom Qingdaoer Hafen beanspruchte Küstenlinie beträgt lediglich 1,7 Prozent der Küstenlinie des ganzen Landes. An der Umschlagskapazität gemessen, war er im Jahr 2009 aber der zweitgrößt Hafen Chinas.

„Mit dem geringsten Ressourcenverbrauch die höchste Unternehmensleistung zu generieren, ist in meinen Augen die wichtigste Aufgabe eines energiesparenden Unternehmens", sagt Chang. „Das Qingdaoer Hafen ist der am besten zugängliche und am besten organisierte Hafen der Welt. Aber nicht nur durch seinen hohen Standard in Sachen Management überzeugt der Hafen, sondern auch hinsichtlich seiner Umweltfreundlichkeit.

 

Mitarbeiter zum Energiesparen anregen

Das Konzept eines umweltfreundlichen Hafens ist für jeden Mitarbeiter der Betreibergesellschaft unmittelbar einsichtig, weil es sich auf seinen Geldbeutel auswirkt. Auf den mehr als 1000 Verladestationen des Hafens wurden Verbrauchsanzeigen für Benzin, Strom und Wasser installiert. So können Arbeitsleistung und dabei verbrauchte Energie eines jeden Arbeiters aufgezeichnet werden. Die Arbeiter, deren Leistung gegenüber der verbrauchten Energie überproportional hoch ist, werden mit Prämien belohnt. „Deshalb sind die Arbeiter sehr aktiv dabei, Benzin und Strom zu sparen", sagt er. „Unser Prämiensystem hat eine große Anzahl energiebewusster Mitarbeiter hervorgebracht. Da ist zum Beispiel unser Containerarbeiter Zhen Chao, der seinen Kran von Benzinbetrieb auf Strombetrieb umgestellt hat, was einen enormen Einspareffekt mit sich brachte. Der Energieverbrauch ist um 40 Prozent und die Kosten um 70 Prozent gesunken. Das neue Betriebssystem findet nun auch in anderen Häfen Anwendung."

Chang erklärt, dass die optimale Organisation von Arbeitsabläufen und technische Neuerungen in großem Maßstab zur Einsparung von Energie beitragen. Deswegen legt die Betreibergesellschaft des Hafens von Qingdao auch großen Wert auf die Schulung der Mitarbeiter. Neben Unterweisung am Arbeitsplatz bietet die Gesellschaft jedem Mitarbeiter eine jährlichen Zeitraum für Fortbildung an, der von einer Woche bis zu drei Monaten reicht.

 

Gleichberechtigung für Wanderarbeiter

Chang hat insgesamt neun Anträge eingereicht. Ihr Gegenstand ist Seeverkehr und Seehandel, aber auch Fragen der Energieeinsparung und der Emissionsreduzierung der Unternehmen, die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt, Aus- und Weiterbildung von Wanderarbeitern, sowie Reform der Medizin und des Gesundheitswesens. Alle Anträge stammen von ihm selbst oder aus dem Kreis seiner mehr als 20 000 Arbeiter und Angestellten. „Im Qingdaoer Hafen sind alle Mitarbeiter, ganz gleich ob es Wanderarbeiter sind oder lokale Kräfte, hinsichtlich der Höhe der Löhne gleichgestellt. In vielen anderen Firmen ist es hingegen der Regelfall, dass Wanderarbeiter weniger Geld verdienen." Chang ruft dazu auf, sich um die Lage der Wanderarbeiter zu kümmern und sein Bestes zu tun, um deren Probleme zu lösen, vor allem hinsichtlich des Niederlassungsrechts (Hukou) und des Schulbesuchs ihrer Kinder. Durch echte Gleichstellung könnten sich Wanderarbeiter endlich als gleichberechtigte, respektierte Mitglieder der Gesellschaft fühlen.