30-01-2011
Tagungsthemen
Höchste Priorität im Jahr 2011: Beschleunigter Ausbau der Wasserwirtschaft Chinas

Während Schnee und Regen in Südchina die Heimkehr von Millionen Wanderarbeitern erheblich erschwer haben, leiden die Bauern im Norden des Landes unter großer Trockenheit. In Beijing z. B. gibt es seit mehr als 100 Tagen keine nennenswerten Niederschläge. In der Provinz Hebei leiden 3,8 Millionen Menschen unter Wassermangel und in Shandong, die Provinz im Osten Chinas, die schon häufig von Dürre heimgesucht worden ist, erweist sich die Lage in diesem Jahr als besonders kritisch. Etwa die Hälfte der Anbaufläche von Winterweizen ist unmittelbar von Dürre bedroht.

In dem am 29. Januar veröffentlichten Dokument Nr. 1/2011 des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas wird angekündigt, in den kommenden zehn Jahren vier Billionen Yuan in wasserwirtschaftliche Baumaßnahmen zu investieren. Das bedeutet, dass die Aufwendungen  gegenüber dem aktuellen Jahresdurchschnittswert von 200 Milliarden Yuan verdoppelt werden sollen. Ziel sei es, den Schutz vor Naturkatastrophen zu verbessern. Es handelt sich um die erste umfassende und systematische Wasserwirtschaftsplanung in der Geschichte der Volksrepublik.  

Wie aus dem Dokument zu erfahren ist, sind die meisten mittelgroßen Flüsse Chinas noch nie systematisch reguliert worden. Wasserschutzbauten sind vielerorts hoffnungslos veraltet und so reparaturanfällig, dass sie so gut wie keine Schutzfunktion gegenüber Hochwasser haben. 2010 sind während der Regensaison elf kleine und mittelgroße Wasserspeicher zusammengebrochen. Im Dokument Nr. 1 heißt es, China will in den kommenden fünf bis zehn Jahre den großen Rückstand im Wasserbau wettmachen. Um die Finanzierung dieses gigantischen Projekts sicherzustellen, sollen zehn Prozent der Einkünfte aus dem Verkauf von Bodennutzungsrechten speziell dem Wasserbau zur Verfügung gestellt werden.  

Außerdem soll die Verwendung von Wasserressourcen künftig strenger kontrolliert werden, wobei eine effizientere Nutzung im Vordergrund steht. Sparsamer Umgang mit Wasser müsse sowohl im Alltagsleben als auch in der Produktion intensiver gefördert, und die Abwassermengen drastischer reduziert werden.  Der Vize-Leiter des Staatlichen Büros für Schutz vor Hochwasser und Dürre, Shu Qingpeng, meint: „Die Erschließung von Wasserressourcen darf nicht mehr als reine Wirtschaftsmaßnahme gesehen werden, sondern sollte vor allem dem öffentlichen Interesse dienen. Deswegen muss der Wasserwirtschaft eine noch wichtigere Rolle in der Entwicklungspolitik des Landes eingeräumt werden." Er ist der Auffassung, dass die Reform der Wasserwirtschaft von großer strategischer Bedeutung für China sei, denn es gehe dabei nicht nur um den Kampf gegen Hochwasser und Dürre, sondern auch um die Trinkwasser- und Getreideversorgung, und damit letztendlich um das Überleben der Wirtschaft und des Ökosystems Chinas.