Zinserhöhung: ein zweischneidiges Schwert
Einerseits kann die Zinserhöhung inflationäre Tendenzen bremsen und den überhitzten Immobilienmarkt in China abkühlen, andererseits wächst dadurch aber auch die Angst vieler Wirtschaftsexperten vor dem Zufluss von Spekulationskapital nach China.
Yu Yongding, Direktor des Institutes für Weltpolitik und –wirtschaft an der Akademie der Sozialwissenschaften, meint, dass es unvermeidlich sei, dass viel Kapital in Entwicklungsländer – vor allem nach China – fließt, solange die Kapitalmärkte eine RMB-Aufwertung erwarten und die USA weiterhin eine lockere Geldpolitik betreiben.
Auch Professor Cao Fengqi von der Peking-Universität meint, dass die Zinserhöhung dazu beitragen kann, Kapital ins Land zu ziehen und den RMB weiter unter Aufwertungsdruck zu setzen, solange der Leitzins in Japan und den USA auf niedrigem Niveau gehalten wird.
Die Staatliche Wechselkursverwaltung (SAFE) kündigte am 14. Oktober eine Reform der Wechselkursmechanismen mit dem Ziel an, Spekulationen auf den Kurs des Yuan unattraktiv zu machen.
Steht eine weitere Zinserhöhung bevor?
Brancheninsider meinen, dass China diesmal zwar nur einen kleinen Zinsschritt gesetzt habe, die symbolische Bedeutung aber viel größer als der unmittelbare Effekt sei. Nach Indien und Brasilien ist China ein weiteres Schwellenland, das zu erkennen gibt, den Leitzins zu erhöhen. Dies sei ein deutliches Zeichen dafür, dass sich China aus dem Konjunkturpaket zurückziehen werde. Die Geldpolitik wird von „locker" nach „stabil" oder „neutral" wechseln.
Noch wichtiger scheint, dass die Zinserhöhung zeigt, dass Chinas Zentralbank auf keinen Fall Inflation und Blasenbildung in China zulassen will. Zur Durchsetzung dieser Politik scheut die Zentralbank keine Kosten.
Nach dieser ersten Zinserhöhung wird prognostiziert, dass viele weitere kleine Schritte folgen werden, um die Zinsen weiter zu erhöhen.
„Diese Zinserhöhung ist nur der Anfang. Schon bald werden eine zweite und dritte Erhöhung erfolgen. Allerdings muss man noch die Gesamtsituation der Wirtschaft ins Auge fassen und die Auswirkungen der Geldpolitik überprüfen", sagt Lian Ping, Chefökonom der Bank of Communications.
Wu Xiaoling, ehemalige Vize-Präsidentin der Zentralbank und Vize-Direktorin des Komitees für Finanzwirtschaft beim Nationalen Volkskongress (NVK) ist mit dieser Sicht der Dinge nicht einverstanden. Sie findet, dass die Zinserhöhung nur ein Hinweis darauf ist, dass sich Chinas Geldpolitik stabilisiert, aber keinen Beweis dafür bieten kann, dass weitere Zinserhöhungen vor der Tür stehen. |