Li Dongshen, Vorstandschef von Chinas führendem Elektronik- und TV-Hersteller TCL, war davon ausgegangen, in diesem Herbst zusammen mit der Regierung von Shenzhen in die Produktion der neuen Dünnfilmtransistor-Flüssigkristallbildschirme (TFT-LCD) einzusteigen.
Ein entsprechendes Werk hatte die Firma aus Guangdong in diesem Jahr bereits fertiggestellt. Die Gesamtinvestitionen beliefen sich auf 24,5 Milliarden Yuan (3,68 Millliarden Dollar).
Li sagte, dass die Produktion dieser neuen Generation von LCDs für Chinas Farbfernsehindustrie einen wichtigen Schritt vorwärts bedeute.
Außerdem werde die Technologie die Abhängigkeit der chinesischen Produzenten von ihren ausländischen Konkurrenten reduzieren, so Li weiter.
Wie TCL haben auch andere chinesische Firmen die Notwendigkeit erkannt, technologisch aufzurüsten, um nach der Wirtschaftskrise mehr Marktanteile zu erobern. Die chinesische Regierung hat zudem erkannt, dass im Interesse langfristiger Nachhaltigkeit eine raschere Regulierung der Wirtschaft nötig ist.
Unter Chinas 11. Fünfjahresplan (2006 – 2010) – der jetzt ausläuft – wuchs die Wirtschaft in den ersten vier Jahren durchschnittlich um 11,4 Prozent. Die erste Hälfte dieses Jahres sah zudem ein Wachstum von 11,1 Prozent. Dies liegt deutlich über dem Wachstum der meisten entwickelten Länder.
Derzeit plant die Regierung die Wirtschaftspolitik für die kommenden Jahre – den 12. Fünfjahresplan, der sich laut Experten auf den Umbau der Volkswirtschaft mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung konzentrieren wird.
Trotz des schnellen Wachstums der vergangenen dreißig Jahre bleibt Chinas Industrie am unteren Ende der internationalen industriellen Wertschöpfungskette, so Li Jingwen von der Chinesischen Akademie für Ingenieurswesen.
Sollte es dem Land nicht gelingen, die wirtschaftliche Regulierung zu beschleunigen, würde sich die Lücke auf absehbare Zeit weiter vergrößern, warnt er.
Die Regierung drängt seit Oktober 2007 auf den Umbau. Damals formulierte sie in einem Bericht an den 17. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas die „Veränderung der Art und Weise der Wirtschaftsentwicklung" als Ziel. Damit verabschiedete sie sich von der „Veränderung des Wachstums", Diese Verschiebung der Schwerpunkte deutete auf einen Paradigmenwechsel hin. Wirtschaftliche Entwicklung bedeute seitdem mehr als bloßes Wachstum.
Dennoch beklagen Experten, dass es noch keine wirklichen Fortschritte bei der Erreichung dieses hohen Ziels gegeben habe. Bislang habe die gegenwärtige Art und Weise der Entwicklung Wachstum garantiert, weswegen es wenig Neigung zu einer Regulierung gebe.
Doch nachdem die Finanzkrise den Konsum in den reichen Ländern abgewürgte, hat sich die Weltwirtschaft verändert. Chinas Exporte brachen ein, was das Land dazu zwang, sich von einer reinen Exportwirtschaft zu verabschieden.
China steht noch vor weiteren Herausforderungen. Darunter das Ungleichgewicht zwischen Konsum, Exporten und Investitionen, zunehmende Ressourcenknappheit, der dringenden Notwendigkeit eines effektiven Umweltschutzes, eine immer größer werdenden Kluft zwischen arm und reich, sowie einem Anstieg der Preise.
All diese Probleme weisen darauf hin, dass Chinas derzeitige Entwicklung nicht nachhaltig ist. Die nächsten fünf Jahre werden entscheidend dafür sein, den wirtschaftlichen Regulierungsprozess zu schaffen, so Experten.
Zudem haben weltweite und innerchinesische Veränderungen den Entscheidungsträgern nur allzu deutlich vor Augen geführt, wie dringend Anpassungsmaßnahmen sind. Im Februar dieses Jahres wies Staatspräsident Hu Jintao darauf hin, dass die Transformation der Wirtschaft nicht weiter aufgeschoben werden könne.
Es sei wesentlich, die Regulierung zu beschleunigen und deutlicher nach pragmatischen Gesichtspunkten auszurichten, so Hu.
„Die kommenden Jahre werden entscheidend für den Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand sein. In dieser Zeit müssen wir anliegende Probleme angehen und die Öffnungspolitik weiter vorantreiben, während der Umbau der Wirtschaft weiter beschleunigt wird", hieß es Ende September in einer Stellungnahme des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.
Beim Plenartreffen des 17. Zentralkomitees vom 15. bis zum 18. Oktober in Beijing soll die strukturelle Anpassung der Wirtschaft im Vordergrund stehen.
Lawrence Greenwood, Vizepräsident der Asian Development Bank, glaubt, dass die Regulierung der Wirtschaft das zentrale Thema des nächsten Fünfjahresplans sein werde. Der Umbau sei nötig, damit China in den nächsten Jahren in die Riege der Staaten mit mittleren und hohen Einkommen aufsteigen könne. Außerdem würde es der Weltwirtschaft ein stabileres Gleichgewicht verleihen.
Greenwood wies darauf hin, dass viele von Chinas Problemen auf eine zu große Abhängigkeit von der Schwerindustrie zurückgingen, da nach wie vor viel Kapital in energieintensive und umweltschädliche Industrien fließen. Kein Zweifel: die Veränderung der Art und Weise der wirtschaftlichen Entwicklung wird eine schwierige und langfristige Aufgabe werden. Ein Hauptproblem liegt in der Fixierung der Lokalregierungen auf hohe Wachstumszahlen, so Wang Zhang, Funktionär der Kommunistischen Partei Chinas in Shanghai.
Experten schlagen vor, sich vom Tunnelblick auf Wachstumszahlen zu verabschieden. Li Jingwen rät, dass China das Wachstum nicht mehr als zentrales Ziel des 12. Fünfjahresplans ausgeben und den Erfolg der Regierungen der unteren Verwaltungsebenen nicht länger an Wachstumszahlen messen soll. (Quelle: Xinhua) |