03-03-2010 Beijing Rundschau
Chancengerechtigkeit im Mittelpunkt der Bildungsreform

Am 28. Februar wurde der "Grundriss des Plans für die Reform und Entwicklung der Bildung" der Öffentlichkeit bekannt gegeben und zur Diskussion gestellt. Der Grundriss stellt die Förderung der Bildungsgerechtigkeit in den Mittelpunkt, gleichzeitig will der Grundriss einer Reform des Bildungssystems innerhalb der nächsten zehn Jahre den Weg ebnen.

Mangelnde Bildungsgerechtigkeit ist ein grundsätzliches Problem des chinesischen Bildungssystems. Vor allem seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Bildungsideale von einer rein auf ökonomische Interessen zielenden Denkweise verdrängt. Der Zugang zu Bildungseinrichtungen wurde immer stärker kommerzialisiert, so dass der Anspruch auch sozial schwacher Kreise auf Bildung nur mehr auf dem Papier existierte. Mangelnde Bildungsgerechtigkeit ist eine Folge dieser Entwicklung. Im Abschnitt „Gesamtstrategie" des Papiers wird klargestellt: „Die Förderung von Bildungsgerechtheit ist eine grundlegende Aufgabe der Politik ... die Hauptverantwortung für Bildungsgerechtigkeit liegt bei der Regierung".

Gerechte Bildungschancen für alle beginnen bei der Organisation der Pflichtschulzeit. Der Plan schlägt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Pflichtschulbildung vor, darunter der beschleunigte Umbau schlechter Schulen, die Verringerung des Qualitätsunterschiedes zwischen städtischen und ländlichen Schulen, sowie die bessere finanzielle Ausstattung von Schulen in ländlichen Gebieten.

Die Verantwortung der Regierung für Bildungsgerechtigkeit wird im Grundriss deutlicht gemacht, aber auch die Grenzen des Regierungshandelns. Die Regierung bekennt sich zu ihrer Verpflichtung, Bildung als öffentliche Dienstleistung anzubieten und ein gesetzliches Rahmenwerk zu bieten, in dem sich auch private Anbieter auf dem Bildungsmarkt bewegen können. Der öffentlichen Hand ist erstmals ein klares Ziel in der Höhe der Aufwendungen für Bildung gesteckt: bis 2012 soll der Bildungsetat vier Prozent des Bruttoinlandsprodukt ausmachen.

Im Grundriss werden auch die Inhalte der Reformmaßnahmen größtenteils erörtert. Sie zielen auf die Lösung hartnäckiger Probleme, die schon lange in Expertenkreisen und unter der Bevölkerung diskutiert werden.

So geht es zum Beispiel darum, „die hierarchische Verwaltung in Schulen und Universitäten schrittweise aufzuheben". Gemeint ist damit ein Zurückdrängen des Einflusses schulferner Verwaltungsebenen, die ohne Berücksichtung der Alltagsrealität an Schulen und Hochschulen Entscheidungen fällen, die unbillig in die Tätigkeit der Schulen eingreifen. Diese Frage gilt als Kernpunkt der anvisierten Reform des Bildungswesens.

Eng damit verbunden ist die Absichtserklärung, „die Selbstbestimmungsrechte von Schulen und Universitäten in die Praxis umzusetzen und zu erweitern". Nach Aufhebung der hierarchischen Verwaltung ist es erforderlich, dass die Regierung den Schulen und Universitäten umfassendere Selbstbestimmungsrechte einräumt. Durch diese Flexibilisierung soll die Qualität der Lehre verbessert und das Profil der Hochschulen gerade in Hinblick auf eine Spezialisierung des Lehrangebots geschärft werden.

Ergänzend wird im Grundriss dazu aufgerufen „das moderne Universitätssystem chinesischer Prägung zu vervollständigen." Modernes Universitätssystem wird wie folgt definiert: „Die Universitäten können eigenständig betrieben werden, der Inhalt der  Lehre wird von den Universitäten selbst bestimmt und die Professoren sind mit der Verwaltung der Universitäten beauftragt." Ministerpräsident Wen Jiabao erklärt dazu: „Eine gute Universität soll über eine eigene Seele, eigene Gedanken und den freien Ausdruck dieser Gedanken verfügen."

Ein weiteres zentrales Anliegen des Grundrisses ist die Reform des Hochschulzugangssystems. Das gegenwärtige Prüfungssystem, das über den Zugang zur Hochschule entscheidet, befindet sich in der Krise. Es soll nicht länger hingenommen werden, dass ein einziges Prüfungsverfahren über den Lebensweg von Millionen Jugendlicher entscheidet. Der Weg zur Hochschulbildung soll diversifiziert werden, die Bedeutung einzelner Prüfungen soll relativiert werden.

Der Grundriss versteht sich als Antwort auf den Meinungsbildungsprozess in der Öffentlichkeit, der im September 2008 in Gang gesetzt worden ist. Nun ruhen die Hoffnungen auf einer umfassenden Reform, in der diese bedeutenden Anregungen ohne Reibungsverluste umgesetzt werden können.

Nach den Worten von Ministerpräsident Wen Jiabao soll der Grundriss deutlich machen, dass die chinesische Regierung  keine Mühen scheut, die überfällige Reform des Bildungswesens entschlossen anzupacken.

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wirkte die seinerzeitige Bildungsreform als Wegbereiter der Reform- und Öffnungspolitik. Wenn bei der Umsetzung der aktuellen Reform schrittweise Erfolge erzielt werden, wird die Bevölkerung dies positiv aufnehmen, wovon Reformen auch auf anderen Gebieten nur profitieren können.

 

 
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