02-03-2010 Beijing Rundschau
Abgeordnete sollen sich um überhitzten Immobilienmarkt kümmern
 

 

Bei einer Online-Umfrage auf sina.com wurde die Frage gestellt, welche Themen mit Vorrang auf der kommenden Sitzung des Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes diskutiert werden sollten. 68,8 Prozent der Teilnehmer votierten für eine Debatte über die Preisexplosion auf dem Wohnungsmarkt. Viele Bürger können sich angesichts unvermindert steigender Immobilienpreise selbst auf lange Sicht kein Wohneigentum leisten. Außerdem ist ein zu hoher Preis bei Immobilien ein Hindernis für den Binnenkonsum.

Im Jahr 2009 sind viele Kredite in den Bausektor geflossen. Die staatlichen Banken haben staatlichen Immobilienentwicklern Geld für den Bau von Eigentumswohnungen zur Verfügung gestellt. Nutzungsrechte an Grund und Boden sind zu einem sehr hohen Preis erworben worden, der sich angesichts steigender Quadratmeterpreise bei Wohnungen bislang jedoch amortisieren ließ.  Sollte sich aber die Regierung nun zu einer Regulierung der Preise für Wohnraum entschließen, könnte der Kreditmarkt in eine Schieflage geraten, weil die Immobilienentwickler mit der Tilgung ihrer Kredite womöglich in Verzug geraten.

Außerdem hat der anormal hohe Preis für den Erwerb von Wohneigentum in der Tat die Konsumbereitschaft der Bevölkerung gedrosselt. Vor dem Hintergrund hoher Anschaffungskosten für Wohneigentum werden sich die Konsumenten sehr gründlich überlegen, welche Einsparungen sie in ihrem Alltag vornehmen können. Wer bereits eine Wohnung erworben hat, ist meistens mit einer Kreditsumme zwischen 500 000 und mehr als einer Million Yuan belastet. Diese Kredite wollen bedient sein, woher aber soll man Geld nehmen, um noch andere Dinge zu konsumieren?

Indem die hohen Wohnungspreise einen überfälligen Strukturwandel hintertreiben, behindern sie zusätzlich eine gesunde Entwicklung der Wirtschaft. Die hohen Immobilienpreise bedeuteten nämlich bislang für die Städte und Gemeinden eine bequeme Einnahmequelle. Viele Städte generieren mehr als die Hälfte ihrer Einkünfte aus dem Verkauf von Bodennutzungsrechten. Statistiken der Beijinger Stadtregierung zufolge belaufen sich die Gesamteinnahmen der Hauptstadt auf 202,68 Milliarden Yuan. Davon stammen 92,8 Milliarden Yuan aus dem Verkauf von Bodennutzungsrechten, was 45,8 Prozent der Einnahmen der Stadt entspricht. Mancherorts kommen sogar 60 Prozent der Gesamteinnahmen aus der Veräußerung von Immobilien. Durch die spielerische Leichtigkeit, kurzfristig zu Geld zu kommen, verliert eine Stadt das Interesse an der Ansiedlung von Zukunftsindustrien, die erst auf lange Sicht Gewinn abwerfen und Arbeitsplätze sichern. Deswegen hoffen die chinesische Internet-User, dass die Abgeordneten des Volkskongresses und die Mitglieder der Politischen Konsultativen Konferenz des Chinesischen Volkes die Ängste und Sorgen der Bevölkerung in Sachen Immobilienmarkt auf den Tagungen zur Sprache bringen werden und eine effektive Lösung ansteuern können.

 
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