26-02-2010 Beijing Rundschau
Mangel an Arbeitskräften verschärft sich
 

Vor einem Monat stieg Wang Fei in den Zug, um aus Dongguan nach Hunan heimzukehren. Früher wurde oft der Lohn für einen Monat einbehalten, aber dieses Jahr gab ihm der Chef sogar 1000 Yuan im Voraus. Außerdem hat er eine Belohnung von 200 Yuan für jeden neuen Arbeiter versprochen, den Wang Fei mitbringen würde. Seit dem 21. Februar ist Wang wieder in Dongguan, aber mitgebracht hat er nur einen einzigen neuen Arbeiter.

Arbeitskräftemangel in mehreren Städten 

Nach einer vom Arbeitsamt der Stadt Dongguan durchgeführten Umfrage wollen elf Prozent von 100 000 befragten Wanderarbeiter nach dem Frühlingsfest nicht nach Dongguan zurückkehren.

„Die boomende Bauwirtschaft im Binnenland hat die Wanderarbeiter angezogen," sagt Wang Fei. In Zentralchina lässt sich auf Baustellen gegenwärtig durchschnittlich 2000 Yuan im Monat verdienen, während einfache Arbeiter in Dongguan nur 1400 Yuan im Monat verdienen.

Zhang Baoying, Direktor des Dienstleistungszentrums des Arbeitsamts der Stadt erklärt, dass es in der Fertigungsindustrie und im Dienstleistungssektor an 150 000 Arbeitern mangelt.  Chen Yaohua, der Vorsitzende des örtlichen Verbandes der Textil- und Bekleidungsindustrie, sagt: „Einige Unternehmen haben noch bis Mai volle Auftragsbücher. Mehr als die Hälfte von ihnen leiden unter Arbeitskräftemangel." Im Perlenflussdeltas fehlt es an zwei Millionen Arbeitern. Die Ursachen liegen in der Veränderung der Struktur der Wanderarbeiterschaft und der wachsenden Attraktivität des Arbeitsmarktes in Zentralchina. Selbst in Städten, die früher für den „Ausfuhr" von Arbeitskraft bekannt waren, herrscht nun ein Mangel an Arbeitskräften.

Maschinen ersetzten Menschen

„Jetzt müssen wir Jobvermittler und die Arbeitsämter bemühen, um überhaupt noch an Arbeitskräfte heranzukommen", beschwert sich Shen Hui, Vorsitzender der Dongguan Nansen Kunstgewerbeartikel GmbH. „Der Arbeitskräftemangel schädigt die Geschäfte der Unternehmen in Perlenflussdeltas schwer", sagt Zheng Weizuan, Direktor der Vertretung der Sonderverwaltungszone Hongkong in Guangdong. Die Anwerbung von Wanderarbeitern habe derzeit höchste Priorität für Hongkonger Unternehmen in Guangdong.

Statistiken des Hauptzollamts zeigen, dass die Importe und Exporte im Januar schon wieder auf das Niveau vom Januar 2008 zurückgekehrt sind. Hat sich Chinas Außenhandel also wieder erholt?

Yi Xingjian, der stellvertretende Präsident der Schule für Internationalen Handel an der Guangdong University Of Foreign Studies erklärt: „Nach einem Jahr sind die Lagerbestände der ausländischen Handelsparter gut aufgebraucht und sie wollen nun neue Bestellungen aufgeben. Aber eine weiterhin hohe Arbeitslosenrate und die Ungewissheit hinsichtlich der Wiederbelebung der Weltwirtschaft führen zu Schwankungen der Auftragslage. Die Unternehmen trauen sich zu dieser Zeit deswegen nicht, zu viele Arbeiter anzustellen."

Um mit dem Mangel an Arbeitern klarzukommen, hat Shen Hui die Produktion umorganisiert. Wo früher 1400 Arbeiter gebraucht wurden, kommt er heute mit 900 aus. Viele Unternehmen kalkulieren jetzt sehr genau die Kosten für Arbeitskraft auf der einen, und die Kosten für moderne Fertigungsmaschinen auf der anderen Seite. Oft kommt es günstiger, die Produktion zu mechanisieren und dadurch Arbeitskräfte einzusparen. Shen meint, dass durch das Inkrafttreten des neuen Arbeitsgesetzes nicht nur die Kosten gestiegen seien, sondern auch die Risken für die Unternehmer, eingestellte Arbeiter nicht mehr so leicht entlassen zu können. Die Automatisierung des Betriebs biete sich als Lösung an: „Zwar muss man für die Anschaffung des Maschinenparks auf einen Schlag viel Geld aufwenden, aber langfristig gesehen sind die Maschinen stabile und flexible Faktoren. Ihnen braucht man keine Überstunden zu vergüten, auch muss man keine Sozialleistungen für sie abführen."

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