05-03-2009 Beijing Rundschau
Zhong Nanshan: Die medizinische Versorgung in Wohnvierteln verbessern!
von Zeng Wenhui

ein Patient in einer Medizinstation im Wohnviertel Baiwanzhuang

Zhong Nanshan, Abgeordneter aus der südchinesischen Provinz Guangdong, der viel geleistet hat bei der Eindämmung der SARS-Epidemie im Jahr 2003, erklärt gegenüber der Beijing Rundschau, dass er nach seinem Antrag für eine Reform des Gesundheitswesens im letzten Jahr, auch dieses Jahr wieder einen entsprechenden Antrag einbringen wird.

Zhong hält viel von dezentraler medizinischer Versorgung auf Stadtteilebene: „Wenn man die medizinische Betreuung in den Wohnvierteln gut organisiert, lassen sich die meisten Probleme sehr leicht lösen!"

In den großen Kliniken herrscht immer Andrang, während Patienten sich nur ungern in kleinen Krankenhäusern oder Ambulatorien behandeln lassen. Ein in China weit verbreitetes Phänomen. Chen Yue, Arzt und Dozent am Peking Union Medical College erklärt uns die Hintergründe: völlig unzureichend sei die Ausstattung der Ambulatorien, und das Leistungsvermögen der Ärzte vor Ort bestenfalls mittelmäßig. Viele Patienten stehen lieber in großen Krankenhäusern vor den Behandlungszimmern Schlange, als sich bequem und ohne lange Wartezeiten in einem kleinen Krankenhaus untersuchen zu lassen. „In den Ambulatorien auf Stadtteilebene können viele Tests oft gar nicht durchgeführt werden. In manchen können nicht mal Blutproben entnommen werden, um sie ins Labor einzuschicken." Die Patienten haben kein Vertrauen in die kleinen Krankenhäuser. Ihrer Meinung nach sind die Ärzte in den großen Kliniken die besseren Mediziner, die zudem über die bessere Ausstattung mit medizinischem Gerät verfügen. Deshalb geben sie lieber mehr Geld für eine gründliche Untersuchung und eine angemessene Therapie in einer großen Klinik aus, anstatt wiederholt ein Ambulatorium aufzusuchen.

Chen Yue sagt ganz offen, „dass bislang die meisten Absolventen aus angesehenen medizinischen Fakultäten nicht in Ambulatorien arbeiten wollen, denn die Arbeitsmöglichkeiten in solchen Krankenhäusern sind eher schlecht und ihre Aufstiegschancen gering." Die Ärzte in Ambulatorien haben ihren Abschluss meist an medizinischen Fachhochschulen gemacht oder kommen von weniger bekannten Universitäten aus Städten in der Provinz. Nach dem Willen der Beijinger Regierung sollen Ärzte von großen Kliniken hin und wieder auf der Stadtteilebene praktizieren, solange sie noch am Beginn ihrer Karriere stehen und sich für fachlich höher eingestufte Stelle bewerben möchten.

Wie von Zhong Nanshan zu erfahren ist, sollen die Ausstattung der medizinischen Einrichtungen in Wohnvierteln und die Dichte des Versorgungsnetzes verbessert werden. Höhere Gehälter für Ärzte an diesen Ambulatorien und Krankenstationen sind ebenfalls vorgesehen. Die Aus- und Fortbildung der Mediziner auf Stadtviertelebene soll ausgebaut werden. Verbessert man erst einmal die medizinische Betreuung an der Basis der Gesundheitspyramide, rückt die Lösung des Problems, dass Krankheiten in einem fortgeschrittenen Stadium nur schwer und unter hohen Kosten behandelt werden können, in greifbare Nähe. Laut Zhong Nanshan gibt es in Guangzhou jetzt schon viele ausgezeichnete Krankenhäuser auf Wohnviertelebene, die sich durch kreative Ideen und ein hohes medizinisches Niveau einen Namen gemacht haben.

Die medizinische Reform zielt unter anderem darauf ab, dass die Stadtteilkrankenhäuser eine Grundversorgung bei chronischen und gehäuft auftretenden Krankheiten garantieren. Ge Junbo, Mitglied der PKKCV und prominenter Arzt am Zhongshan Krankenhaus der Fudan-Universität, hatte während seines Aufenthalts in Deutschland nur sieben Patienten am Tag zur Behandlung, bevorzugt in den Morgenstunden. Jetzt soll er in Shanghai täglich über 100 Patienten behandeln! Er ist der Meinung, dass China dringend ein System der Patientenzuweisung aufbauen sollte, damit Fachärzte nicht 95 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Behandlung chronischer Krankheiten und harmloser Bagatellerkrankungen zubringen.

Wenn in den Ambulatorien die weniger gravierenden Fällen behandelt werden würden, könnte die Belastung für die großen Krankenhäusern erheblich reduziert werden. Yan Li, Direktorin einer Medizinstation im Wohnviertel Baiwanzhuang, erklärt der Beijing Rundschau, dass ihre Station allein am 3. März diesen Jahres 118 Patienten behandelt habe. Dabei handelt es sich vor allem um chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und dergleichen. Die Ambulatorien sollen auch die Aufgabe der Erstdiagnose übernehmen. Nur die schweren Fällen, die in kleinen Krankenhäusern nicht behandelt werden können, sollte man in große Kliniken aufnehmen. Diese Patienten könnten mit der Diagnose aus den Ambulatorien sofort an Fachärzte überwiesen werden, ohne dass sie sich noch einmal in die langen Warteschlangen vor der Klinik einreihen müssten.

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