02-03-2009 Beijing Rundschau
Die drittgrößte Volkswirtschaft? China sollte kühlen Kopf bewahren!
von Zeng Wenhui

Chinas Statistikamt beziffert das Wirtschaftswachstum für 2007 nun auf 13 Prozent, ursprünglich war von 11,9 und dann von 11,4 Prozent die Rede gewesen. Die Statistik spricht von einem Gesamtumfang der Volkswirtschaft in Höhe von 25,731 Billionen Yuan, dies sind 777,6 Milliarden mehr als nach vorheriger Schätzung. 2007 wurden demnach in China 3,383 Billionen US-Dollar erwirtschaftet, wenn man den durchschnittlichen Wechselkurs des Jahres zugrunde legt. Damit übertrifft die chinesische Wirtschaft Deutschland, das bislang über der Welt drittgrößter Volkswirtschaft verfügte. 2007 lag ihr Gesamtwert jedoch nur noch bei 3,321 Billionen US-Dollar.

“Zieht man zur Berechnung den Wechselkurs heran, so liegt die Volkswirtschaft Chinas nach den USA und Japan an dritter Stelle in der Welt“, sagt Vivek Arora, vom Beijinger Büro des Internationalen Währungsfonds.

Über die Nachricht wurde es im Internet heftig diskutiert. Die Kommentare der Internetbenutzer fallen eindeutig aus. Man hält die Aussagekraft dieser Statistik für gering. Tenor der Reaktionen: „Haben solche Statistiken überhaupt irgendeine Bedeutung? Es kommt doch viel eher darauf an, das Einkommen und das soziale und kulturelle Niveau der Bevölkerung zu erhöhen.“

Chen Lian, ein Journalist der Jinghua Shibao, einer Tageszeitung in Beijing, veröffentlichte am 19. Januar einen Kommentar, in dem er die Chinesen davor warnte, deswegen zu sehr euphorisch zu sein. Gerade mal 80 Millionen Deutsche hätten auf einem Staatsgebiet von rund 357 000 Quadratkilometern eine sehr starke Volkswirtschaft geschaffen, während 1,3 Milliarde Chinesen auf 9,6 Millionen Quadratkilometern die sogenannte „drittgrößte Volkswirtschaft“ der Welt errichtet hätten. Die Deutschen sollten stolz sein, nicht aber die Chinesen! Außerdem machte Chinas Anteil am Wirtschaftsaufkommen im Jahr 1820 bereits 28,7 Prozent aus, dies entspricht dem Anteil, den die US-Wirtschaft heute an der weltweiten Wirtschaftsleistung hält. Lange Zeit seiner Geschichte hatte China als bevölkerungsreichstes und flächenmäßig größtes Land der Erde auch die größte Volkswirtschaft. Gemessen an seiner prächtigen Vergangenheit habe China noch einen langen Weg in eine angenehme Zukunft zurückzulegen. Außerdem spiegele das Bruttoinlandsprodukt gar nicht die wissenschaftlich-technische Konkurrenzfähigkeit und das wirtschaftliche Entwicklungsniveau eines Landes wider. Der Erlös aus dem Verkauf von Millionen Tonnen Kohle entspräche gerade einmal dem Wert eines Autos von Toyota. Selbst wenn Chinas Volkswirtschaft die von Japan überholen würde, könnte man nicht sagen, dass China fortschrittlicher als Japan sei. Zudem habe China durch Kohleförderung im Tagebau beträchtliche Agrarflächen für immer zerstört. Nach Abzug der Kosten für die weiträumigen Umweltzerstörungen mag es vielleicht sogar ein negatives Wachstum geben. Chen meint, China sei noch immer ein Entwicklungsland. Zwar nehme China hinsichtlich der Produktion von Stahl, Zement und Textilien den ersten Platz in der Welt ein, aber diese Produkte haben hohe Mengen von Energie erschöpft und nur einen geringen Gewinn erwirtschaftet. China konnte durch den Exporterlös von 800 Millionen Blusen ein Flugzeug importieren. Es könne keine Rede davon sein, dass China in Wirtschaftsfragen Deutschland überflügelt hätte, solange es noch keine großen Konzerne wie Siemens oder Daimler gebe.

Lin Yueqin, Wissenschaftler am Wirtschaftsforschungsinstituts der Akademie für Sozialwissenschaften, sagt in einem Interview mit Xiaoxiang Chenbao, einer Tageszeitung in der Provinz Hunan: „Die neuen Zahlen reflektieren nur den ursprünglichen Gesamtwert im Jahr 2007. Darin ist keine Aussage darüber enhalten, ob neuer Wohlstand geschaffen wurde.“

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