02-03-2009 Beijing Rundschau
Ernste Lage auf dem Arbeitsmarkt
von Wu Yanfei

Wenn auch nur ein Prozent der Wanderarbeiter Chinas von der Finanzkrise betroffen sind, verlieren 2,26 Millionen Menschen ihren Job; liegt die Quote bei fünf Prozent, so wiegt die Zahl der neuen Arbeitslosen die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze auf.

Zwar ist es noch ein Monat bis zum Frühlingsfest, aber schon jetzt setzt die Heimkehr der Wanderarbeiter ein. Sie kommen in diesem Jahr früher als sonst nach Hause, jedoch nicht um zu feiern, sondern weil sie in den Städten keine Arbeit mehr finden. Die Abkühlung des Wirtschaftsklimas vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise hat sich zuerst bei den Wanderarbeitern bemerkbar gemacht.

Laut Schätzungen waren im Jahr 2007 etwa 226 Millionen ländliche Arbeitskräfte in dorfeigenen Unternehmen oder in Städten beschäftigt. Wenn fünf Prozent von ihnen wegen der Finanzkrise ihren Job verlieren würden, dann wären allen Bemühungen der Regierung zur Erhöhung der Beschäftigungsquote ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Meinung, dass sich die arbeitslosen Wanderarbeiter nach ihrer Heimkehr wieder mit Landwirtschaft beschäftigen werden, übersieht die aktuellen Gegebenheiten. Mit der raschen Entwicklung der Wirtschaft hat vielerorts eine weiträumige Urbanisierung eingesetzt. Vielen heimgekehrten Wanderarbeitern stehen gar keine Anbauflächen mehr zur Verfügung. Selbst wenn sie wieder mit Feldarbeit ihr Brot verdienen könnten, wären doch ihre Einkommen nicht vergleichbar mit denen, die sie in den Städten erzielen konnten. Von der Industrie wieder in die Landwirtschaft zu wechseln, wäre für sie ganz offensichtlich ein Rückschritt. Auch die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft und das Konsumverhalten auf dem Lande würden dadurch negativ beeinflusst.

Schwer getroffen von der wirtschaftlichen Entwicklung sind nicht nur Wanderarbeiter, sondern auch Hochschulabsolventen. Im Jahr 2008 sind 5,59 Millionen Studenten auf den Jobmarkt geströmt, 2009 werden es sogar 6,1 Millionen sein. Seit 2001 bewegt sich die Beschäftigungsquote bei Uniabsolventen um die 70 Prozent, weshalb davon auszugehen ist, dass 1,68 Millionen Studenten in diesem Jahr keine Arbeit finden werden. Die Lage wird sich mit der Abkühlung der chinesischen Wirtschaft weiter verschärfen.

Dank des Aufschwungs in den vergangenen Jahren werden seit 2000 jährlich etwa neun Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, im Jahr 2007 waren es sogar 12 Millionen. Die Arbeitslosigkeit konnte dadurch auf einer Quote von 4 bis 4,3 Prozent gehalten werden. Um alljährlich zehn Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, muss Chinas Wirtschaft mindestens um acht Prozent wachsen. In den letzten zehn Jahren haben sich kapitalintensive Branchen wie die Chemie- und Automobilindustrie rasch entwickelt, während die arbeitsintensiven Branchen zu schrumpfen beginnen. Die Pleitewelle bei den exportabhängigen Spielzeug- und Texitilienproduzenten hat die Lage noch verschärft.

Um Arbeitsplätze zu sichern, soll man einerseits arbeitsintensiven Branchenwie der Spielzeug- und Textilindustrie dabei helfen, ihre Konkurrenzfähigkeit durch Innovation zu erhöhen, andererseits sollte der Ausbau des Dienstleistungssektors vorangetrieben werden. In den Industrienationen liegt der Anteil des Dienstleistungssektors am Bruttoinlandsprodukt bei über 70 Prozent, während die Quote in China bei unter 35 Prozent liegt.

Soll der Staat unter dem Druck der Finanzkrise die Einkommen der Bürger erhöhen, um die Inlandsnachfrage zu stimulieren? Diese Frage wird momentan unter Experten kontrovers diskutiert. Einige Abgeordnete des Volkskongresses haben vorgeschlagen, die Realeinkommen der Bürger zu erhöhen und die Grenze für steuerfreies Einkommen von 2000 Yuan auf 5000 Yuan anzuheben. Eine Online-Umfrage hat jedoch gezeigt, dass über 70 Prozent der Befragten einen sicheren Arbeitsplatz einem höheren Einkommen vorziehen. „Vor dem Hintergrund der Finanzkrise, deren Ende noch nicht in Sicht ist, ist ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger als alle andere. Hier gilt: wenig ist besser als nichts", so einer der Teilnehmer der Umfrage.

 
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