02-03-2009 Beijing Rundschau Zwanzig Yuan für 800 Meter: Würden Sie den „Diangdiang-Wagen" nehmen? von Xu Bei
Seit 1. Januar 2009 ist in Qianmen wieder die Trambahn unterwegs, dort auch „Diangdiang-Wagen" genannt. Allerdings dient die Tram diesmal nicht als öffentliches Verkehrsmittel, sondern als touristische Attraktion. Die gesamte Wegstrecke der Tram beträgt nur 800 Meter, eine Fahrt aber kostet stolze zwanzig Yuan (umgerechnete 2,10 Euro). Wenn man mit U-Bahn und S-Bahn durch ganz Beijing fährt, muss man nur zwei Yuan (umgerechnete 0,20 Euro) zahlen. Deshalb ist der Preis für eine Fahrt mit der Tram momentan auch ein heißes Thema in den chinesischen Medien. Sogar die Abgeordneten des Volkskongresses im Bezirk Chongwen, wo die Tram verkehrt, haben schon heftig über den Preis der Fahrkarte debattiert. Die Geschichte der Tram in Beijing kann bis ins vorletzte Jahrhundert zurückverfolgt werden. 1880 baute die Regierung der Qing-Dynastie die Straßenbahn von Yongdingmen bis Majiapu, um eine Verbindung zur Eisenbahnlinie herzustellen. Allerdings wurde die Straßenbahn in den Wirren von Revolution und Bürgerkrieg zerstört. 1924 wurde sie dank der Initiative einiger Unternehmer wieder in Gang gebracht. Am 17. Dezember 1924 war die offizielle Eröffnung der neuen Tramlinie. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Straßenbahnverkehr rasch, und die Tram war bald eines der wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittel in Beijing. Während der Fahrt schlug der Trambahnfahrer eine Glocke aus Kupfer um die Passanten zu warnen. Die Tram machte ein Geräusch wie „Diangdiang", weshalb die Beijinger sie prompt „Diangdiang-Wagen" nannten. Im Mai 1966 trat der „Diangdiang-Wagen" von der Bühne der Beijinger Verkehrsgeschichte ab. Die beiden heute wieder in Betrieb genommenen „Diangdiang-Wagen" sind der Tram aus dem Jahre 1924 getreulich nachgebildet. Allerdings beziehen sie ihre Energie nicht mehr aus dem Draht der Oberleitung, sondern aus Hochleistungsbatterien. Die Ursache für die heiße Diskussion um den Preis einer Straßenbahnfahrkarte liegt in der simplen Tatsache, dass den meisten Leuten zwanzig Yuan einfach zu teuer sind - selbst für eine nagelneue Tourismusattraktion. Hinzukommt, dass es bis 11. Januar keine Ermäßigung für Kinder, Senioren, Behinderte, Studenten und Schüler gegeben hat. Sogar das Baby in den Armen der Mutter musste ein eigenes Ticket lösen. Diese verfehlte Preispolitik hat zweifellos zum Feldzug der Medien und Bürger gegen das Verkehrsunternehmen beigetragen. Am 12. Januar hat dann die Tianjie Entwicklungesellschaft mbH, der Betreiber der Tram, entsprechende Preisermäßigungen bekannt gegeben. Kinder unter 120 cm, Behinderte und pensionierte Funktionäre können die „Diangdiang-Wagen" kostenlos benutzen. Senioren über 65, Studenten und Schüler mit Ausweis können zum halben Preis fahren. Mysterien der Preisbildung Tian Gen (Geschäftsführer der Tianjie Entwicklungsgesellschaft mbH in Beijing): „Der Fahrpreis für den „Diangdiang-Wagen" wurde auf der Grundlage seines touristischen Werts festgelegt. Es handelt sich nicht um ein öffentliches Verkehrsmittel." Han Huanling (Leiter des Komitees für Entwicklung und Reform im Bezirk Chongwen): „Die Festsetzung des Preises liegt in der Verantwortung des Unternehmens. Die Regierung hat kein Recht, den Preis zu regulieren."
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